Dazwischen
Das passt ganz gut. Meine neue Bleibe, Zimmer 1005 im Krishna Palace Hotel, liegt genau zwischen ganz oben und ganz unten, nämlich im 10. Stock. Neben dem Hotel: Geschäfte für Linoleum und Sperrholz, gegenüber kann man Kloschüsseln kaufen. Das Zimmer ist einfach, aber sauber, und hat eine anscheinend funktionierende, wenn auch rumpelnde Internetverbindung, für die man stundenweise zahlt. Die Fenster sind mit Klebeband fixiert, und auch das scheint zu halten. Whatever works, sage ich ja immer. Diesen Monat lohnt sich für mich kein Apartment, denn in zwei Wochen stößt meine Münchner Freundin Rose zu mir und wir machen uns zusammen auf nach Rajasthan. Das bricht gleich in mehrerer Hinsicht das Muster meiner Reise, aber ich bin wirklich froh, Indien nicht allein bewältigen zu müssen. Und Mumbai nur für einen halben Monat.
Auf der Fahrt hierher Stoßverkehr, obwohl es mitten am Tag war. Hupen, Hupen, Hupen. Stop and go. Für mich toll, denn so konnte ich mir endlich das Leben anschauen. Und so ist es, hier unten: Ein Mann schläft auf der Straße. Einem anderen wird direkt neben dem Verkehr ein Zahn gezogen. Eine Frau in einem neonpinken Glitzersari, Karren mit Zementsäcken, Kioske mit Junkfood, eine Nische mit einer kleinen Götterstatue, nicht genau zu erkennen. All das in zehn Sekunden – es ist unmöglich, all das aufzunehmen, abzuspeichern, in die entsprechenden Hirnregionen zu sortieren. Aber wie die vielen klugen Kommentare von gestern schon richtig sagten: Darum geht es hier auch nicht. Und auch darin hatten die Kommentare recht: Man gewöhnt sich daran. Schon am ersten Tag hier unten.
März 4th, 2011 at 12:57
Ich finde es sehr mutig und faszinierend, dass Sie während dieses Projektes nicht nur in Traumstädten wohnen, sondern auch den Kontrast suchen. Für Indien wünsche ich Ihnen am Meisten, dass der Magen-Darm Trakt mitspielt
März 4th, 2011 at 13:21
Das klingt doch gut! Und wie schön, dass Du bald Begleitung haben wirst. Komischerweise habe ich genau das schon gedacht: Es wäre schön, wenn Du diesen Monat nicht “ganz allein” verbringst. Wobei: was heißt bei Dir schon allein? Du bist ja in Windeseile von faszinierenden und netten Menschen umgeben! Und in Mumbai wirst Du ganz außergewöhnliche Begegnungen haben.
März 4th, 2011 at 14:13
Und hier ein Tipp eines befreundeten reisefreudigen Arztes: in Ländern mit Hygieproblemen zur Vermeidung von Durchfall unbedingt täglich ein Schnapsglas mit hochprozentigem Irgendwas trinken. Wodka, Gin, Cognac. Desinfiziert alles. Wodka ist auch gut zum Brilleputzen .Wirklich!
März 4th, 2011 at 14:29
Eine Reise durch Rajasthan, ich bin gespannt und freue mich schon auf die Berichte und Fotos. Haben Sie beim Einschlafen auch wilde Eindrücke im Kopf? Mir geht es auf Reisen immer so.
@Frau Elisabeth: Das habe ich in China mit 65-prozentigem Hirseschnaps praktiziert – und es hat nichts genutzt.
März 4th, 2011 at 15:36
@ Elisabeth: Und keine Milch in den Kaffee! Das habe ich immer vergessen …
März 4th, 2011 at 15:52
Liebe Meike, kaum zu glauben! Sie haben eine Freundin, die so heißt, wie ich und ebenfalls in München lebt! Ihre Reise verfolge ich wie schon das kleine Blaue täglich mit Freude und Spannung. Mumbai ist sicherlich eine der größten Herausforderungen Ihres Jahres – ich wünsche Ihnen dafür das Allerbeste.