Wat mutt, dat mutt

Pablo, die arme Socke. Mein Privatlehrer in der Academia Mayoral y Elsa Maria kommt mit handelsüblichem Pferdeschwanz (auf den ich von oben einen schönen Blick habe) und schwarzem Hemd. Ein klassischer Buenos Aires-Ken, aber mit Sonderausstattung: einem Brilli in der linken Augenbraue. Ich habe heute Nachmittag schon eine Gruppenstunde Tango hinter mich gebracht und weiß deshalb: Argentinischer Tango ist im wesentlichen Gehen. Und was ich auch schnell verstanden habe: Man muss sich komplett in die Hände des Mannes begeben, der steuert einen dann irgendwie durch den Saal. Mit dem Körper zuhören, den Kerl nicht zu erraten versuchen, dann klappt das schon.

Das Dumme ist: Nach einer Stunde versucht man doch, schlauer zu sein, als man ist. Ein System in den gewählten Tanzwegen und Schritten zu durchschauen. Ab da verhaut man sich ständig. Also: Hirn wieder aus. Es müssen bei mir erst mal völlig neue Synapsen zwischen Pablos sanftem Druck in meinem Rücken und meinen Füßen verlegt werden. Hinterher bin ich jedenfalls erledigt.

Die Schule liegt im ersten Stock eines hübschen Palais aus dem 19. Jahrhundert. Geleitet wird sie von dem kunstvoll restaurierten Paar Mayoral und Elsa Maria, das schon etlichen Prominenten den Tango beigebracht hat. Und natürlich sind die beiden die eigentliche Schau. Mayoral, der nach mehreren Schönheits-OPs circa so viel Mimik wie Nicole Kidman hat, setzt sich zu mir, erzählt mir von seinem Schäferhund, dem er Befehle auf deutsch gibt, und von seiner Erfindung „Health Tango“, einem medizinischen Präventivprogramm, das man dringend in Deutschland einführen müsse. Es ist alles so bezaubernd.

7 Antworten to “Wat mutt, dat mutt”

  1. Vita Says:

    Man überlegt automatisch, in welchem emotionalen Moment Mayorals Gesichtszüge medizinisch für immer außer Gefecht gesetzt wurden. Die Augenbrauen haben was mild Erstauntes, und das Mündchen war im Mona-Lisa-Modus. Das ist doch universell einsetzbar.

  2. Susanne Says:

    Toll! Ich glaube ich bräuchte Wochen um den Knoten aus meinen Beinen zu bekommen!

  3. Kristine Says:

    Und man sieht, Mayoral beherrscht die kleinen Tricks der feinen Damenwelt: Mir wurde kürzlich von einer (deutlich älteren) Lady geraten, beim Fotografiertwerden immer schön Fäustchen zu machen, das gebe einen glatten, jungen Handrücken.

    Liebe Meike, ich kann gar nicht sagen, wie wunderbar und inspirierend ich all das finde, was Sie erleben. Ich neige eigentlich nicht zum Neid, merke aber, dass mich beim Lesen Ihres Blogs so ein kleines fieses Gefühl anfliegt. Wer weiß, wo das noch endet …

  4. Elisabeth Mardorf Says:

    Liebe Meike,
    ein echtes Genuss- Blog! Werde ich in meine Blogroll aufnehmen.
    Die Tango- Geschichte erinnert mich an die Geschichte von dem Tausenfüßler bei Michael Ende (steht in seinem Buch “Zettelkasten”). Der verheddert sich mit seinen Beinen, als er zu viel darüber nachdenkt, wie er es denn eigentlich anstellt, solche komplizierten Bewegungen zu machen … gibt es leider nicht als ebook …

  5. *Tasiaa Says:

    Der Gedanke mich der Führung dieses *Aals* hingeben zu müssen – zu dürfen

    hach!

    Ich glaube meine Beine und mein Kopf wären nicht zur Zähmung bereit! :-)

    Ansonsten würd ich schon gern mit Ihnen tauschen!

    Salut!
    *Tasiaa

  6. closetpeek Says:

    Boaah, die Stirn. Oberhammer.

  7. jutta Says:

    Danke für den Blog!
    kleiner tipp: samstags ins Sunderland – ein Überbleibsel einer vergangenen Aera- Vorstadt Tango in der Sporthalle
    Viel Spaß
    jh