Porteña

Ich hatte mir für den ersten Tag nur zwei Dinge vorgenommen, die ich kaufen wollte: erstens ein Steak und zweitens Tangoschuhe. Denn mit Flip-Flops und Ballerinas kommt man hier nicht sehr weit, das war mir schon vorher klar. Ab nächstem Montag lerne ich 20 Stunden pro Woche Spanisch – und vier Stunden Tango. Von den beiden ist Tango vermutlich die wichtigere Sprache in Argentinien.

Das Zentrum des hiesigen Tangoschuhhandels liegt bequemerweise in einer Straße nicht weit von mir, der Avenida Suipacha. Da liegen einander gleich drei Geschäfte gegenüber, die alle ihre eigenen Schuhe produzieren: Flabella (Nr. 263), Darcos Tango (Nr. 251) und Centro Artesanal del Tango (Nr. 256).

Flabella, siehe links, ist am hübschesten. Aber das Centro Artesanal hat mich schon durch die Auswahl an Absätzen überzeugt, siehe rechts. Tangoschuhe kaufen geht so: Der Schuhverkäufer guckt mich an und holt dann alles Vorhandene in meiner Schuhgröße (40) mit einer meiner Länge angemessenen Absatzhöhe aus dem Regal. Denn ich kann zwar auf 10 Zentimeter hohen Absätzen gehen, aber kann ich darauf auch tanzen? Das Aussehen der Schuhe ist dabei zunächst egal. Wir entscheiden uns für ein zurückhaltendes Modell in schwarz auf bescheidenen sieben Zentimetern, das schraubt mich zwar auch schon auf 1,90 Meter, aber der Porteño* ist ja selbstbewusst. Tanzschuhe kosten hier nicht furchtbar viel Geld (dasselbe gilt übrigens auch für Steaks), gute bekommt man schon ab circa 55 Euro.

* Porteños ist der Ausdruck für die Bewohner von Buenos Aires. Wörtlich übersetzt: Hafenstadtbewohner. Gefällt mir, denn das ist in der Tat ein eigener Menschenschlag.

19 Antworten to “Porteña”

  1. nina Says:

    liebe meike,

    das ist ja ganz wunderbar. shopping: erst schuhe dann fleisch- ein traum! bitte erlaube uns doch einen blick auf den schuh deiner wahl.

    beste grüße aus der frostigen heimat.
    nina

  2. meike Says:

    @Nina: Mache ich noch früh genug, versprochen. Es wird ein Bild von mir in Tango-Aktion geben.

  3. katrin Says:

    Ich war ja schon immer ein Freund vom Reisen, aber Sie verschaffen mir mit ihrem Blog das schlimmste Fernweh, das ich je empfunden habe. Das ist gut.

  4. Minette Says:

    Ob es, passend zum Tango, auch Bandoneon-Läden gibt? Davon sähe ich gern ein Foto! Mein Papa spielt, seit er 13 ist, aber in Westfalen ist das Instrument ja eher selten…

  5. Marga Says:

    Neidhassmissgunstliebegruesse….wie cool ist das denn?

  6. Claudia Says:

    wirklich eine tolle bildpräsentation –
    die mischung machts

    ach ja, ähm, räusper … könnten sie nicht eine koffer-, schuh-, oder fleischträgerin
    gebrauchen ?

    ach nee, sie schrieben ja mal, dass sie ganz froh sind alleine zu reisen … hm

    wie wohl so ein gebratenes steak in der pfanne aussieht ?

  7. Uschi aus Aachen Says:

    Tango, wundervoll… Ich bin rasend gespannt auf die ersten Berichte – Tango mit einem kleineren Mann (und die Wahrscheinlichkeit scheint ja groß) hat seine speziellen Tücken. :-)

  8. MeikeM Says:

    Tango ist ein toller Tanz… und so leidenschaftlich! Vergucken Sie sich dabei nicht in Ihren Tanzpartner – auch wenn er kleiner als Sie sein sollte :-)

  9. Annette B. Says:

    Du solltest vielleicht 20 Stunden pro Woche Tango lernen und 4 Stunden Spanisch… Hihi. Tango macht süchtig (eigene Erfahrung). Die Schuhe auch. Frau kann nicht genug davon haben… Viel Vergnügen! Und wenn Du in HH zurück bist, gehen wir mal zusammen Tango tanzen! Olé!

  10. ulfur grai Says:

    Liebe Frau Winnemuth,
    Ihre Ansichten aus Sidney habe ich mit viel Vergnügen gelesen und war für die vielen schönen Anregungen “off the beaten track” dankbar. Sie haben sehr viel Lust gemacht, einmal für eine Zeitlang hinzufahren.
    Nun aber muß ich sehr hoffen, daß sich “Buenos Aires” noch zu mehr als den Klischees von Tango & Steaks steigert (wobei mir Ihre Kombination aus hart klackenden Absätzen und weich patschendem Fleisch schon wieder recht gut gefällt ;-) . Weiterhin gute Reise!

  11. isabo Says:

    Falls es Dich interessiert: Percanta war Anfang letzten Jahres 40 Tage in Buenos Aires und hat täglich darüber geschrieben: Medialunas, Tango, Politik, Geschichte, Gesellschaft, alles dabei. Hier: http://soypercanta.blogspot.com/search/label/40%20Tage%20Buenos%20Aires

  12. percanta Says:

    Herzklopfen! So nah, so fern.

    Bei weiterem Bedarf für Tangoschuhe zu empfehlen: Das Comme il faut. (Man darf allerdings nicht fotografieren.)

    (Danke, Isa.)

  13. Closetpeek Says:

    Jetzt bist du in der Stadt, welche meine “Top Ten Place To Go” Liste seit Jahren anführt. Dass du neben originelleren Entdeckungen auch Spanisch + Tango lernst, Steak isst und Rotwein trinkst, finde ich logisch. Man muss ja nicht alles ablehnen, nur weil es touristentypisch ist. Man möchte ja auch gerne für sich selbst rausfinden, was an dem Wirbel um die klackenden Hacken dran ist.

    Tango Argentino klingt auf alle Fälle erst mal wildromantisch. Bis zur ersten Stunde jedenfalls. Wenn dann nach stundenlangem Gehen und Muskelkater die Bewegungen im Spiegel immer noch so anmutig wie ein Fahrradständer wirken, dann wächst die Anerkennung für diejenigen, welche die Kunst beherrschen und alles so leicht und fließend aussehen lassen erst rech. Es wird bestimmt ein Riesenspass. Ich wünsch dir ganz viel Spass (besonders beim Betrachten der eigenen Verrenkungen im Spiegel).

  14. Tina aus OWL Says:

    Wunderbar, eines der schönsten Dinge auf der Welt: Tanzen!
    Bin schon gespannt auf die nächsten Wasserbilder!

  15. meike Says:

    @Percanta: toller Blog! Isa, danke für den Tipp.

  16. percanta Says:

    @meike: Knicks, Danke!

  17. Gustav Says:

    Noch zu “Comme il faut”, aus Sicht eines altgedienten Tangneros, der hin und wieder seine Schuh sammelnde Frau dort hin begleitet. Ein absolutes must, aber nicht nur wegen der in der Tat wunderbaren (und in der Regel tanztechnisch hervorragenden) Schuhe, sondern wegen der arrogantesten, faulsten, gelangweilt herumstehenden oder in die Luft schauenden und attraktiven Schuhverkäuferinnen der Welt! Ich kann viel Zeit damit verbringen, nur zuzusehen, ab welchem Moment sie (nachdem sie die Kundinnen kühl eingeschätz haben) plötzlich aktiv werden und eine Schachtel nach der anderen aus dem Hintergrund bringen, der Not gehorchend, doch was tun zu müssen. Wie Eidechsen, kühl das Opfer beobachtend und dann plötzlich nach dem Insekt schnappen.
    Dein blog ist wunderbar, bin gespannt auf die ersten Tanz-Lern-Erfahrungen!

  18. meike Says:

    Danke, Gustav, ich muss wohl noch mal los und ein zweites Paar Schuhe kaufen… Sag: Werde ich arg viele Probleme haben beim Tango mit meiner Länge? Ich möchte ja auch nicht zur Lachnummer werden.

  19. gustav Says:

    Wegen Deiner Länge wirst Du sicher nicht zur Lachnummer; kommt auch auf die Männer an, wie die damit zurecht kommen. In den von Ausländern gern frequentierten Milongas sind natürlich auch viele große Männer; der typische Milongero aus BsAs ist ja eher klein. Wichtiger ist, dass Du einen richtig guten Lehrer/Lehrerin hast, der Dir in dem überschaubaren Zeitraum konsequent nur die die Basis beibringt, ohne spektakuläre Figuren und “Beinwürfe”; dann kannst du mit jedem Mann tanzen und die Männer mit Dir und es wird Spass machen. Allerdings ist es vermutlich gewöhnungsbedürftig, wenn Männer mit Dir tanzen wollen, die vor allem ihr Ohr an Deinen Bauchnabel lehnen wollen….
    Ich bin gespannt auf Deine Erfahrungen.
    Gustav