Party like it’s 4709
Am 3. Februar wird das chinesische Neujahrsfest gefeiert, der erste Tag des Jahres 4709; es beginnt das Jahr des Hasen. Ich werde es leider verpassen, ich fliege übermorgen nach Buenos Aires. Aber ich wollte zumindest noch ein bisschen daran teilhaben, also bin ich heute auf eine anlässlich des Neujahrsfestes organisierte Food Tour durch Chinatown gegangen. Zum Essen kommen wir später (natürlich).
Oder vielleicht auch jetzt schon: Dies ist ein goldener Glücksrettich, und wenn man sich den auf den Schreibtisch stellt, winkt Reichtum und Zufriedenheit. Der goldene Glücksrettich ist so etwas wie der Goldene Schnatz von Chinatown. Gefunden habe ich ihn im Leung Wai Kee Buddhist Craft & Joss Stick Shop in der George Street, einem Geschäft, das sich auf Glücksbringer und vor allem buddhistische Grabbeigaben spezialisiert hat. Wer die chinesische Sitte kennt und schätzt, dem Verstorbenen symbolische Reichtümer ins Grab hinterherzuwerfen, der wird hier sehr, sehr glücklich. Denn Leung Wai Kee ist der vermutlich größte Hersteller von papiernen Opfergaben weit und breit, sie exportieren sogar nach Hongkong.
Es fanden sich: papierne BMWs, papierne Luxusvillen im Puppenhausformat, papierne Spanferkel. Das Allerschönste war aber die Auswahl an liebevoll geknickten und geklebten Anzügen und Kleidern, alle in Originalgröße und mit den passenden Accessoires. Hier ein paar der hübschesten Ensembles:
All diese reizenden, bis in die Stickerei detailgetreuen Papier-Kunstwerke werden nur gebastelt, um sie zu verbrennen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich bei meinem ersten Besuch auf einem chinesischen Friedhof, es war in Hongkong, in Tränen ausbrach, weil ich es so geliebt habe, wie ganze Familien am Wochenende zu Opa ans Grab pilgerten, um dort ein bisschen zu picknicken und Mitbringsel wie Frühlingsrollen, Bierflaschen und Würfelspiele zu hinterlassen. Kränze? Bitte, wer braucht Kränze? Hat man je einen zu Lebzeiten haben wollen? Na bitte. Also sollte man auch als Toter keinen kriegen, sondern nur das, was man schon immer gemocht hat.
Leung Wai Kee, 764 George St, Sydney, NSW 2000
Januar 29th, 2011 at 17:52
Die chinesischen Grabsitten waren mir bisher nicht bekannt – wie interessant! Und wie ansprechend sind die papiernen Gaben; ich bin sehr angetan! Auch an so einem Glücksrettich habe ich gesteigertes Interesse. Vielleicht sollte ich das Gespräch mit den Betreibern des hiesigen chinesischen Feinkostladens suchen… mal sehen, wie es in der norddeutschen Tiefebene um Glücksrettiche bestellt ist. Ihnen eine gute Reise nach Buenos Aires!
April 4th, 2011 at 12:26
[...] Ahnen gefegt, aber die ganze Sache ist bei weitem lustiger als unser Totensonntag. Ich hatte schon in Sydney darüber geschrieben: Es ist eine Art Party an Opas Grab, man hockt lustig mit einem Picknickkorb und ein paar Sixpacks [...]