Im grünen Bereich

Raus aus der Stadt, das habe ich ja nun gelernt, bewährt sich immer. Also haben wir mal wieder einen Fahrer angeheuert, Alfredo, der uns in den Nationalpark Viñales fuhr, etwa 200 Kilometer westlich von Havanna. Viñales ist berühmt für seine mogotes, dicht bewachsene Kalksteinfelsen, die aussehen, als ob sie jemand von sehr weit oben in die grüne Landschaft hat fallen lassen. Rund um die Felsen verteilt stehen die palmengedeckten Hütten zum Trocknen des Tabaks, der hier in der braunroten Erde wächst; Zentrum des Tals ist das verschlafene Städtchen Viñales mit seinen schönen pastellfarbenen Veranden.

Die Cueva del Indio, eine der größeren Tropfsteinhöhlen der Gegend. Man kann etwa 300 Meter zu Fuß hineingehen, die restlichen 400 Meter sind nur per Boot über einen unterirdischen Fluss zu bewältigen. Die Höhle wurde in den Zwanzigern wiederentdeckt, nachdem sie Jahrhunderte zuvor als Indianer-Versteck vor spanischen Kolonialisten und Grabstätte gedient hatte.

Das Mural de la Prehistoria, eine von Fidels schlechteren Ideen: die Auftragsarbeit eines Diego-Riviera-Schülers, eine 120 mal 180 Meter große Monstrosität auf der Seite eines mogote. Man steht davor und denkt: All die schöne Farbe, wofür hätte man die nutzen können.

Eine Hütte am Straßenrand mit unwiderstehlichem Angebot: frische Ananas und Papaya, junge Kokosnuss, mit Honig serviert – und einer der besten Drinks der Insel. Eine Grapefruit wird ausgehöhlt, mit etwas Honig wird der Saft gezogen, dann noch Ananassaft und einen guten Schuss weißen Rum hinein, ein Strohhalm wird aus dem Dach gezogen und zugeschnitten – fertig. Und köstlich.

Mittagspause im Paladar von Bimba und Julia, einem reizenden jungen Ehepaar. Sie sind erst kürzlich in dieses Haus gezogen, haben im Hinterhof eine Hütte für ihr Privatrestaurant gebaut und im winzigen Haus auch ein Gästezimmer eingerichtet. Wie immer in Paladars rührte mich, wie liebevoll aus nichts etwas gemacht wird: die Gurkenscheiben mit Radieschen geschmückt, selbstgemachte Malanga-Chips mit grobem Salz. Das Huhn war köstlich – und Hummer hätte es auch gegeben, an dem man sich in Kuba für relativ schmales Geld wirklich satt essen kann.

Der Tabakfarmer Montecito vor seinem Feld. Im Januar werden die Pflanzen schon eineinhalb Meter hoch sein, dann wird geerntet. 90 Prozent der Blätter liefert er an den Staat für die Cohiba-Produktion, den Rest behält er für sich und rollt daraus seine eigenen Zigarren, die er unter der Hand an Touristen verkauft. Uns wollte er gleich welche in die Taschen stecken, ich habe abgewinkt und lieber einen Guayabita getrunken, eine lokale Rumspezialität mit eingelegten Guaven. Überhaupt, der Rum – ich stehe hier auf Kuba kurz vor dem Alkoholismus. Wer hätte gedacht, dass Rum das tollste Getränk der Welt ist?

14 Antworten to “Im grünen Bereich”

  1. Kristin Says:

    Oh wie schön!

  2. Greta Holthues Says:

    Dort war ich mal vor über 25 Jahren. Trotzdem ich es wieder erkannt habe auf den Fotos hat sich einiges zum Vorteil dort verändert. Tolle Fotos! Liebe Grüße Greta

  3. Franka Says:

    Es grünt ja wirklich toll und die Menschen wirken so ausgeglichen (?).

    ♥ Franka

  4. Christina Says:

    Wow! Wieder viele, viele Gründe mehr warum ich nach Kuba will. Leider haben uns die hohen Ticketpreise nach Weihnachten den Wunsch dieses Jahr nach Kuba zu gehen verwehrt. Zum Glück kann ich bei dir mitreisen! :-)

    Liebe Grüße
    Christina

  5. Angi Says:

    Geniales Plastikflaschenreceycling!!!!!!!! Und alles in Pastell.

    Prost ;)

  6. Uwe Says:

    Wenn man sich auf Kuba mal durch die Rumspezialitäten getrunken hat, dann kann man einfach keinen Bacardi mehr anrühren.

  7. Krischan Says:

    Ich hoffe der Tabakfarmer Montecito bekommt keinen Ärger…..

  8. Ingeborg Says:

    Liebe Meike, wie gut, dass Du selbst darauf gekommen bist, ins “Grüne” zu reisen.
    Vor einigenJahren hatte ich das Glück, an einer Kuba-Rundreise teilzunehmen und ich war hingerissen von den schönen Landschaften; aber noch mehr von den heiteren und gelassenen Menschen. Die Alltagsprobleme werden, so war mein Eindruck, mit Musik, Singen und Tanzen bewältigt, und auch mit der Begabung, sich die Umgebung schön zu machen mit einfachsten Mitteln. Wir könnten von ihnen lernen.
    Wenn du auf dem Lande herumfährst, wirst Du bestimmt feststellen, dass es kein Dorf ohne Musikhaus gibt. Ein Ort zum Abreagieren, zum Austausch und einfach zum Auftanken der Seele. (Auch zur Nachahmung empfohlen).

    Ich bin dir sehr dankbar, für die lebendigen, anschaulichen, wunderschön bebilderten Reiseimpressionen, die immer Deine Person durschimmern lassen, voll Neugier und Anteilnahme
    .

  9. Pia Says:

    Meike, bitte reise weiter!
    Es kann nicht sein, dass es in ein paar Wochen “vorbei” sein soll. So viele, tolle Städte warten noch darauf, von Dir entdeckt zu werden.
    Was möchtest Du denn hier, im kalten Deutschland, jetzt, wo es die FAS sogar als iPad Edition gibt?

    Trotzdem schon einmal DANKE für die vielen kleinen “Urlaubsmomente”, die Du mir in diesem Jahr mit diesem Blog ermöglicht hast. Es war schön… Falsch: Es ist schön, immer wieder durch traumhafte Bilder und inspirierende Texte der Schreibarbeit abgelenkt zu werden.

  10. Nane Says:

    Kann mich Pia in allen Punkten und vollster Übrzeugung mit einer Riesenportion Wehmut nur anschliessen…seufz!

  11. jule Says:

    Statt “alles hat ein Ende…” fällt mir zum Stichwort “vorbei” ein anderer (hier gekürzter) Liedtext von Nils Koppruch ein:

    einmal

    es ist okay, dass alles nur einmal ist,
    dass es nur einen anfang und nur ein ende gibt
    und wenn es vorbei ist, dass man vermißt
    einmal nur einmal und dass man vergißt

    es ist okay, dass alles nur einmal ist
    dass es das erste mal nur zum ersten mal gibt
    und dass man nur einmal im augenblick sieht
    einmal nur einmal ist alles wie’s ist
    [...]
    es ist okay, dass alles nur einmal ist
    einmal war gestern und einmal ist jetzt
    dass es nur einmal und nicht mehr ist
    und dass das nächste dann das erste mal ist

  12. Croco Says:

    Ab jetzt gilt selber machen:-)
    Vielleicht habe jetzt andere den Mut bekommen, sich ein Reisejahr zuzutrauen.
    Man gibt einfach den Staffelstab weiter und es ist gut.

  13. Clemens Says:

    Rum ist das tollste Getränk der Welt.

  14. Franziska Says:

    Was für tolle tolle hängende Pflanzgefäße aus PET-Flaschen. Die würden in Kreuzberg, Ottensen oder im Glockenbachviertel als “junges Design” für 30 Euro verkauft werden!