Erstes Mahl (draußen) und erstes Mal (drinnen)

Ach, fangen wir doch gleich mit Essen an, warum nicht? Es führt bei mir ja doch kein Weg daran vorbei. Ich wohne nicht weit vom alten Hafen entfernt, der in den letzten Jahren zu einer holzbeplankten Restaurant- und Shoppingmeile umgebaut worden ist. Heute war es hübsch leer, der Sonntag ist hier wie unser Montag, ein normaler Arbeitstag nach dem gestrigen Shabbat. Auf eine Empfehlung hin habe ich Beni HaDayag angesteuert – alias Benny the Fisherman – und arglos eine gegrillte Brasse bestellt. Und bekam dann ein Schälchen, zwei Schälchen, fünf Schälchen, 14 Schälchen mit Vorspeisen hingestellt plus eine Schüssel Salat plus Pita – der Wahnsinn. Gebackene Aubergine (die einzige Art, wie ich Aubergine ertrage, den Fettschwamm unter den Gemüsen), Joghurt mit Dill, scharfe Tomatensauce, Pilzsalat, Kohlsalat, Tabbouleh… es hörte nicht auf. „Sie können von allem gern nachbestellen“, sagte die Bedienung. Ach, Mist. Dabei wollte ich Israel nutzen, um mich wieder in Form zu bringen; ich habe mich gerade für den Hamburger Marathon im April angemeldet – nur für den Fall, dass ich mich nächstes Jahr langweilen sollte. Die Brasse war dann auch ganz vorzüglich: einmal schnell drübergeflämmt, nur mit Zitrone serviert, noch brutzelnd serviert. Genau so, wie man Fisch haben will.

Beni HaDayag, Alter Hafen, Hangar 8

Tel Aviv ist, wenn man’s auf den Punkt bringen will, ein acht Kilometer langer Strand mit Stadt dahinter. Einer der nördlichsten Strände ist gleich auch einer der interessantesten: der orthodoxe Nordau Beach hinter einem Bretterzaun, der tageweise nach Geschlechtern trennt. Sonntags, dienstags und donnerstags können hier die Frauen baden, montags, mittwochs und freitags die Männer, Samstag ist zu. Heute lagen hier Orthodoxe mit verhüllten Haaren, die vollbekleidet schwimmen gingen, neben zwei jüngeren Frauen, die sich oben ohne sonnten – Nordau ist trotz oder wegen der strengen Sitten der einzige Strand in Tel Aviv, wo das möglich ist. Die Atmosphäre: entspannt; wie immer, wenn Frauen unter sich sind. Bisschen wie Damensauna. Bauch raushängen lassen und sich ungestört unterhalten – auch wenn die Bademeister männlich sind.

Nordau Beach, Shlomo Lahat Promenade. Feinster Sand, Duschen und Umkleiden, ein kleiner Fitnessbereich.


27 Antworten to “Erstes Mahl (draußen) und erstes Mal (drinnen)”

  1. Karin Says:

    Wow, das ist ein toller Einstieg in den neuen Monat! Allein beim Lesen habe ich schon ein Gefühl von Urlaub und ein noch größeres Gefühl von Fernweh..besonders beim letzten Bild!
    Ganz herzliche Grüße aus Ostfriesland! :)

  2. Claudia Says:

    welch kulinarische Genüsse, da hätte ich auch gern gesessen und gegessen !

    aßen sie das etwa alles allein ?

    tja ….

    schönes Erleben weiterhin

  3. bling.bling Says:

    ich habe mich schon lange auf diesen monat gefreut. tel aviv ist für mich fremd und ich bin sehr gespannt darauf… :)

  4. Fee Says:

    Das war aber nicht alles im Preis der Brasse inbegriffen, oder?! Ansonsten setzte ich mich jetzt sofort in ein Flugzeug und flöge nach Tel Aviv… :) !

  5. Barbara S. Says:

    Ach ja, die vielen kleinen Schälchen! Ach, wie das genossen habe! Und in jedem Schälchen eine kleine Köstlichkeit. Und zwar nicht nur in schicken Restaurants sondern auch in kleinen, versteckten Lokalen. Und die Limonade!! Auch der israelische Wein ist sehr nett. Vergessen Sie den Vorsatz mit dem Abnehmen.

  6. meike Says:

    @Claudia: Klar.
    @Fee: Doch.

  7. Melli Says:

    Leckerer Einstieg!! Sehr zu empfehlen sind die arabischen Restaurants in Jaffo – am besten ist “HaZaken ve HaJam” – Der Alte und das Meer. Die Vorspeisen sind dort auch mit dabei!
    Mit dem Taxi runterfahren und dann zu Fuß zurück laufen. Jaffo ist traumhaft!
    Für einen “moderneren” Strand empfehle ich den Gordon Beach – Hayarkon Ecke Gordon. Ca. 15 Minuten vom alten Hafen entfernt (Hinter dem Renaissance Hotel).
    Der Shuk Hakarmel ist am spannensten Freitag Vormittag.
    Will auch wieder mal hin!!!!!!! Ganz viel Spaß in Tel Aviv!

  8. summergirl Says:

    Tel Aviv ist für mich die Stadt, auf die ich mich am meisten gefreut habe… ich habe damals mein FSJ da gemacht und kriege jetzt ein bißchen Heimweh…
    Ich wünsche Ihnen einen tollen Monat in dieser wunderbaren Stadt!

  9. Bella Says:

    holla die waldfee, DAS scheinen mir aber interessante 4 wochen zu werden, endlich mal wieder etwas aussereuropäische exotik….verhüllt und oben ohne gleichzeitig am strand, da bitte ich doch um ein Interview mit beiden parteien, wie man sich gegenseitig so wahrnimmt????

  10. Dorit Says:

    Und was für ein schöner Sonnenuntergang. Ich liiiebe solche Fotos!!!

    Liebe Grüße, Dorit

  11. Kristiane Says:

    Das fängt gut an!

  12. SarahYasemin Says:

    Ich find es ja immer so hübsch wenn Sie sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Kulinarisches und maritimes.

  13. Gaby Says:

    So schöne erste Eindrücke aus Tel Aviv … Tolle Foto’s … Genuß pur … so oder so …
    … Übrigens Danke für den Link ! Bin jetzt auch unter die Sticker gegangen ! Habe meine Lieferung aus London erhalten – und bin fleißig dabei !
    Grüße aus Süddeutschland …

  14. For 91 Days Travel Blog Says:

    Das Foto von der Frau im Wasser ist einfach genial! Oh … und das Essen = HUNGER ! :)

  15. Hanne Says:

    Wow – was für Farben!!! Super-schöne Fotos. Ich bin gespannt auf Tel Aviv…..und freue mich schon wieder auf Deine witzig-informativen Berichte :)

  16. Dschulie Says:

    Was für ein toller Blog! Reisen ist wirklich etwas wunderbares! Viel Spaß weiterhin! :3

  17. Paula Says:

    sehr spannend. ^^

  18. Fee Says:

    Ok, ich bin unterwegs :) !

  19. Franziska Says:

    Klingt alles wunderbar, bin neidisch, wollte schon immer gerne selbst nach Tel Aviv! Bin gespannt, was Sie noch so berichten werden!

    Aber eines muss ich skeptisch anmerken: Seit wann gehts entspannt zu, wenn Frauen unter sich sind? Noch nie in einem reinen Damenbüro gearbeitet? Noch nie allein an einem Pool gelegen, um den herum sich nur Frauen in Zweier- und Gruppen-Konstellation gruppiert haben? Sie haben sehr offensichtlich keine Jugend im Mädcheninternat verbringen müssen!

  20. Ella Says:

    Bei dem Anblick läuft mir das Wasser im Mund zusammen…lechz..

  21. Nirit Says:

    Hast Du’s gut, hast Du’s gut.

  22. Wortschaetzchen Says:

    Essen. Ich schaffe es momentan kaum mir ein Brot zu schmieren. Neid. Wohlwollender Neid.

  23. romy Says:

    Die Überschrift, der folgende Text und die Fotos: mal wieder genial.
    Freue mich sehr auf Ihre nächsten Beiträge aus Tel Aviv und die Möglichkeit Sie via Blog mitbegleiten zu dürfen.
    Romy

  24. meike Says:

    @Franziska: Ich habe Mädchengymnasium und diverse Frauenzeitschriftenredaktionen hinter mir – also ich fand es immer entspannt. Hatte ich einfach nur Glück?

  25. zimt-peppermint Says:

    Ich habe eine Freundin mit arabischen Wurzeln und ab und an lädt sie zum arabischen Essen ein. Da gibt es so ein Gericht, von dem ich nie genug bekommen kann: Auberginen Pampe. Ja, so nennen wir das, weil wir uns den arabischen Namen einfach nicht merken können. Es ist irgendwie so etwas wie ein kalter grauer Auberginen Dip, dazu gibt es warme Hackfleischsoße – ein Traum!

  26. HollyGolightly Says:

    ich liebe liebe liebe mezze.
    und mir fällt eben auf, daß ich schon viel zu lange nicht mehr im arabischen raum war.
    zum glück hat’s hier einige recht gute arabische restaurants, so daß ich das am wochenende zumindest kulinarisch nachholen kann.

  27. Angi Says:

    Liebe Meike,
    ja, du hattest Glück mit den entspannten Kolleginnen. Oder liegt es daran, dass du so entspannt bist? Ich glaube ja, sobald eine der anderen etwas neidet, ob Klamotten, Figur o.ä., wird es schwierig. Wenn frau wie ich eher ein bissl zu dünn ist, geht’s schon mal damit los, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, gerne und nicht wenig zu essen. Beim Anblick der vielen Mezze läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Zum Glück wohne ich über einem türkischen Mezze-Restaurant mit Lavasteingrill, sonst müßte ich wie Fee ins nächste Flugzeug hüpfen ;)

    Shalom