People (who need people)
„Hm. San Francisco hat also viele interessante Häuser, Musicals, Bars und Strassenschilder. Was ist mit den Menschen?“ fragt Detlef heute in den Kommentaren. Zu Recht, ich habe mich wirklich ein bisschen mit der Architektur aufgehalten, schon weil ich sie so spannend finde. Die Menschen allerdings auch, deshalb hier eine kleine Auswahl der Leute von gestern.
Wieso sitzen all diese Leute auf dem Mittelstreifen, als ob sie auf etwas warten, fragte ich mich in der Dolores Street und setzte mich dann (siehe Schlangestehen) einfach dazu, nachdem mir einer erklärt hatte, worum es ging. „The firemen.“ Natürlich. Letzte Woche sind zwei Feuerwehrleute bei einem Brand gestorben, der schlimmste Unfall seit 65 Jahren. Und heute ist die Beerdigung. Die Dolores Street liegt auf dem Weg zum Friedhof, man erwartete den Trauerzug. Was dann kam, war allerdings unglaublich: Ein blitzender Konvoi von mehr als 200 Feuerwehrwagen aus dem ganzen Bundesstaat fuhr hinter den beiden Särgen her, es wollte einfach kein Ende nehmen. Abends in den Nachrichten sagte ein Feuerwehrmann aus Los Angeles, er habe Notdienst geschoben, damit die Kollegen aus San Francisco alle zur Trauerfeier gehen konnten. „Wir haben einen Crashkurs in Sachen Feuerbekämpfung in San Francisco bekommen: die Steigungen der Straßen, die Winde, all die Holzhäuser, die wie Zunder brennen… Wir passen gut auf.“
Weil das Leben manchmal merkwürdig ist: Nach der Beerdigung musste ich zum Bauchtanz. Es war der Auftrag einer SZ-Leserin, eine Klasse bei Carolena Nericcios Fat Chance Belly Dance Studio zu nehmen, und so was lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Jeder, der mich privat kennt, haut sich bei der Vorstellung, dass ich bauchtanze, gerade brüllend auf die Schenkel (ich sehe es doch von hier, Detlef), aber ich hab’s gemocht. Ich stand da in meinem Turnzeug inmitten dieser glorreichen Weiber – eine schwanger (damit hatte ich gerechnet), mehrere ganzkörpertätowiert (damit nicht) – und niemand hat auch nur ein bisschen dumm geguckt. Stattdessen: freundliches Geplauder vor und nach der Klasse (die übrigens irre anstrengend war, heute habe ich Muskelkater in den Hüften) und ein Vorurteil weniger.
Nach der Stunde: einen Gin Tonic im Uptown. Neben mir ein Typ namens Josh, der mir innerhalb einer halben Stunde sein ganzes Leben erzählte. Mit 14 von zuhause in Wisconsin abgehauen, lange gekellnert, auf dem besten Weg, Skateboard-Profi zu werden, mit 25 von einer betrunkenen Fahrerin angefahren, Wirbelsäule gebrochen, jetzt, mit 38, mit Stipendium in der Law School. Seine Freundin, eine gebürtige Japanerin, kam dazu, sie arbeitet in einem Immigrationsberatungsbüro und ist der Grund, warum er mit Jura angefangen hat. Es war zu dunkel im Uptown, um die beiden zu fotografieren, und blitzen empfiehlt sich hier eher nicht.
Aber dafür, weil’s so schön ist, dieses Bild vom Schaufenster eines Fotostudios in der Mission Street. Reicht das erst mal an Leuten, Detlef?
Juni 11th, 2011 at 19:23
Ja, mein Herz. Danke.
Nur was die brüllenden Schenkel angeht, muss ich dich enttäuschen. Damit warte ich bis zum Video.
Juni 11th, 2011 at 20:48
Detlef’s Provo war goldrichtig.
Und die Antwort auch! Mein Gott, was für ein Spaß (was für eine Freude)!
Und weiter täglich dabei!… (Hawai war hart, und von Herzen und wirklich gegönnt –
wer hat hier was zu gönnen? niemand außer dem Köllner: “man muss auch gönne könne”)
LG Christoph
Juni 11th, 2011 at 23:40
Vielen Dank – nicht nur für die Menschen, sondern auch für ein kleines bisschen Streisand in Ihrem Blog
Juni 12th, 2011 at 00:53
Liebe Meike,
ich bin gerade in Newport, Rhode Island, und hier sozusagen über Doris Duke gestolpert. Ohne Ihren Bericht aus Hawaii haette ich mir nie “Rough Point – The Newport Home of Doris Duke” angesehen. Ich freue mich wirklich auf Ihre weiteren Reiseberichte! Viele Gruesse und danke nochmal für den Tipp für Sydney (sabattical homes).
Claudia
Juni 12th, 2011 at 09:08
Milchkaffee, Croissant und “Vor mir die Welt” – das perfekte Frühstücksrezept!
Noch ein Kessel Buntes -auch die Hüfte darf wieder mitspielen- findet sich im selben Viertel hier:
http://sf.laughinglotus.com/
(“…one pose, one breath, and one drop of sweat at a time.”)
Ich wünsche Ihnen ganz eigennützig weiterhin viel Spaß!
Juni 12th, 2011 at 10:06
Nachtrag zur Ananas
Gestern jammerte gerade eine Kundin,dass das schälen so furchtbar kompliziert wäre
Also hier auf die Schnelle
Quer legen
Kopf und Ende grosszuegig abschneiden
Hochkant stellen,
Halbieren, vierteln
Den Mittelstrunk abschneiden, holzig
Achteln, nach Wunsch nochmals teilen
Nun hat man viele Segmete
Diese nun in fingerdicke stücke teilen
Zum SCHLuss erst die Schale mit einem Schnitt entfernen
Tja und dann SALZ oder LIHING darüber
Ps. Man kann sie auch schön mitPuderzucker kurz in der Pfanne schwenken
An die Griller…zum SChluss eine Banane auflegen und warten, bis sie schwarz ist
Aufschlitzen,mit einem Schuss Rum o.ae. Begiessen, Eis dazu…..
Juni 12th, 2011 at 14:06
… immer wieder ein sehnlichst erwartetes Highlight!! Ich reise begeistert gedanklich mit…
Juni 12th, 2011 at 14:33
@Emmily: Erst zum Schluss die Schale von jedem einzelnen Segmentstückchen schneiden? Warum so umständlich und nicht schon in der Hochkant-Phase?
Juni 12th, 2011 at 15:54
@Meike
Das ist doch der Dreh!!!!
So kann man die Ananas noch einigermassen elegant mit den Fingern essen
Beim Picknick ….
( mit der unteren Schale dran)
Oder man trennt eben mit einem Hieb die Frucht von der Schale ,ohne diese brauen Augen dran…..
Mal ausprobieren?
Ich besuche 2 x im Jahr einen Kochkurs bei einer fantastischen Frau, deren Kurse immer sofort ausgebucht sind
Die hat alle Tricks und Kniffe auf Lager….
Solong
Juni 12th, 2011 at 16:11
Ah! Ich bin eher der Riesenschüssel-Ananas-mit-der-Gabel-Ess-Typ. Da muss die Sache schneller und effizienter gehen.
Juni 12th, 2011 at 21:51
meike, es war hier wirklich die allerschnellste ART
ohne ein Auge oder ein holziges Stueck
weil man ja die Frucht praktisch vom inneren her von der Schale ablöst
und die Schiffchen machen ja auch gute Laune und noch was her.. falls man mal Besuch hat
grinse…..
aber man kann ja auch gut die Ananas schnitzen, so wie man es in Thailändischen Restaurants sieht- das geht etwas länger….
Juni 12th, 2011 at 22:15
Was mich an San Francisco wirklich sehr geschockt hat war die riesige Anzahl an Obdachlosen Schwulen. Wir sind aus einem dementsprechenden Club raus um emm 2 Uhr und wurden von dieses Obdachlosen Gays umzingelt. Habe mir vorher über dieses Thema noch keinen Kopf gemacht, aber klar es gibt ne riesige Anzahl von Schwulen die auf der Straße sitzen!
Juni 13th, 2011 at 05:28
War gestern nicht der Christopher Street Day?
Die nettesten und schönsten Männer sind meistens leider schwul…
Eine Freundin sagt dazu: Materialverschwendung
Juni 13th, 2011 at 10:59
Hm, warum sollte man in Uptown nicht blitzen? *Kopf kratz*
Juni 13th, 2011 at 12:29
Ich komme grade selber von einer langen Reise zurück und musste erstmal alle Posts von Ihnen “nachlesen”. Das tollst an Ihrer Reise ist für mich immernoch, dass sie machen können, was sie möchten und diesen Luxus auch ausnutzen sollten. Wenn Ihnen Hawaii so gut gefallen hat, hätten Sie doch einfach länger bleiben können. Das Projekt “Jeden Monat eine andere Stadt” ist kein Wettbewerb und Sie müssen niemandem etwas beweisen. Wenn’s Ihnen gefällt, einfach dableiben oder zurückfahren. Und bloß nicht denken, man würde sonst was verpassen…
Ich hoffe, dass es Ihnen auf der weiteren Reise immer so gut gehen wird wie Sie sich auf Hawaii gefühlt haben.
Juni 13th, 2011 at 15:39
schade, dass sie nicht länger in hawaii geblieben sind. frisco ist ja ganz nett, aber ein wenig unaufregend.
schöne tage weiterhin!
Juni 13th, 2011 at 17:46
Und wieder wat gelernt – artgerechter Umgang mit der Ananas.
Dieser blog ist einfach…himmlisch. So many thanks!
Juni 13th, 2011 at 23:28
stimmt: aggressive Bettler sind mir auch in San Francisco aufgefallen. Hast du noch nie Angst gekriegt, Meike?
Juni 14th, 2011 at 01:32
@Nelly, For 91 Days: Obdachlose gibt es viele, das stimmt. Ich habe neulich mit jemandem geredet, der selbst mal obdachlos war, und er sagte: San Francisco ist attraktiv, weil die Temperaturen hier nie lebensgefährlich werden (also auch im Winter selten unter 10 Grad fallen) und die Stadt, anders als wärmere Städte wie LA oder San Diego, überproportional viele soziale Einrichtungen hat, die mit Essen und Kleidung versorgen. Aggression habe ich persönlich noch nicht erlebt. Das gilt übrigens für die ganze bisherige Reise. Vielleicht liegt es an meiner Größe, dass man mir praktisch nie dumm kommt.