Kleine und große Fluchten

Von Russian Hill braucht man ungefähr eineinhalb Stunden, um bis Fort Point am Fuß der Golden Gate Bridge zu gelangen, ein schöner Spaziergang am East Beach entlang und durch Crissy Field, einen ehemaligen Militärflughafen, der renaturiert wurde. Und mir ein weiteres Exponat für meine Schöne-Park-Schilder-Sammlung beschert, die ich in Sydney begonnen habe.

Crissy Field war voller gut trainierter Menschen mit aufgemalten Nummern auf Armen und Beinen. Heute, am Sonntag, findet hier nämlich der Escape from Alcatraz-Triathlon statt. Zum Auftakt werden die Teilnehmer mit einer Fähre nach Alcatraz gefahren und dort in jeder Hinsicht ins kalte Wasser geworfen. Die Strecke zum Festland beträgt zwar nur knapp 2,5 Kilometer, aber die Wassertemperatur liegt bei 12 Grad und es gibt starke Strömungen – auch deshalb hat es in der 29jährigen Geschichte des Gefängnisses keinen erfolgreichen Fluchtversuch gegeben. Zumindest nach offizieller Lesart, denn fünf Gefangene gelten als „vermisst und vermutlich ertrunken“. Ihr Fluchtversuch: Stoff für einen weiteren San Francisco-Film, „Flucht von Alcatraz“ mit Clint Eastwood.

In die Serie „Schöne Park-Schilder“ passt auch eins, das ich blöderweise nicht fotografiert habe: die Beschreibung der Statue von Phillip Burton, dem ehemaligen Kongressabgeordneten, der fast im Alleingang dafür gesorgt hat, dass es diesseits und jenseits der Brücke diese riesigen Naherholungsgebiete gibt und eben keine unbezahlbaren Apartmenthäuser, wie sie in jeder anderen Stadt an einer solchen Stelle stehen würden. Wenn ich es recht zusammenkriege, stand auf dem Schild über Burton was von „streitbar, stur, charismatisch, nervig“ – auch das eines dieser Schilder, die man gern öfter unter Statuen von Politikern lesen würde.

5 Antworten to “Kleine und große Fluchten”

  1. Vita Says:

    Schilder-Poesie… ein schönes Sammelgebiet!

  2. Bettina Says:

    ist es nicht auch so, dass das Naherholungsgebiet als Ort für die Evakuirung nach einem Erdbeben dient ?

  3. Daniela Says:

    Das ist ja fast noch schöner als das Sydney-Schild mit der Aufforderung, die Bäume zu umarmen.

    Das folgende habe ich auf der Website von Louis Vuitton gefunden, es ist ein kleiner Film über das Reisen mit folgendem Text, der perfekt zu Deinem Jahr passt:
    What is a journey?
    A journey is not a vacation.
    It’s a process.
    A discovery.
    It’s a process of selfdiscovery.
    A journey brings us face to face with ourselves.
    A journey shows not only the world but how we fit in it.
    Does the person create the journey or does the journey create the person?
    The journey is life itself.
    Where will life take you?

  4. irgendlink Says:

    Klasse Bild, das mit der Kette und der Brücke.

  5. Cora Kirsch Says:

    Liebe Meike,
    ich habe mich besonders über das große Foto mit Kette gefreut. Ein ähnliches habe ich 2008 in San Francisco auch gemacht (und war selbst sehr angetan, mein nörgelnder Mitreisender hingegen fand, das sei kein Motiv – nun sage ich nachträglich gestärkt: Ha!). Das Tollste war aber ein freundlicher Hund, der da auf dem Parkplatz herumlief, er hatte einen roten, herzförmigen Heliumballon an einer Schnur um den Hals und erschien als surrealer Bote einer unerhörten Zukunft (was ich damals zwar ahnte, aber nur ganz geheim… es hatte mit der Abschaffung des nörgelnden Mitreisenden zu tun und gehört nicht hier her). Wenn Sie das Hundefoto sehen wollen, lassen Sie’s mich wissen.
    Viele Grüße, Cora
    PS: Was ist denn jetzt mit dem Pier und den Seelöwen??