Faketown
In einem Nebengang des vierstöckigen Fake Market hängt diese Notiz in einem Glaskasten. Ob es eine Anleitung zum Fälschen oder ein Verbot ist, weiß ich nicht – zumal ja jedes Verbot einen gewissen Aufforderungscharakter in sich birgt. Besonders in Shanghai: Gefälschte Taschen, Sonnenbrillen, T-Shirts gehören zum Stadtbild, die Ausbeute unten habe ich innerhalb einer halben Stunde gesammelt.
Am meisten interessieren mich dabei die Fälle, in denen die Anmutung von Luxus durch wildes Zusammenmixen von Labeln erzeugt wird. Das Louis-Vuitton-Karomuster im Miniformat mit pradaeskem Metallschild links oder die Gucci-typischen Trensen und Steigbügel im Vuitton-Stil rechts, da dreht der Label-Wahn dann mal amüsant durch.
Aber zurück zum Fake Market. Wer hier kaufen will, braucht vor allem starke Nerven. Es ist ein Spießrutenlaufen durch die Stände, und jeder, wirklich jeder Standbesitzer, kobert einen an. Hello lady, want bag? Hi lady, watch? Rolex! Want sunglasses? Hey lady, beautiful bag? Lady, Louis Vuitton, Prada, Gucci? Hello lady, bag! Lady! Anfangs schüttelt man nur den Kopf, aber ziemlich schnell muss man es einfach nur ignorieren und gehen, gehen, gehen, sonst wird man aggressiv. Ich habe den Sinn von Fakes nie verstanden und in Shanghai verstehe ich ihn noch weniger. Glaubt wirklich irgendeiner, dass er durch Tragen von offenkundlich nachgemachtem Schrott in der Achtung seiner Mitmenschen steigt? Gerade wenn Fälschungen so ubiquitär und inflationär sind wie hier, welche Bedeutung haben die Labels dann noch? Als Statussymbol taugen sie nicht mehr, nur noch als Zeichen dafür, dass man gern etwas hätte, was man nicht hat. (Über Sinn oder Unsinn von Luxuslabel im allgemeinen diskutieren wir dann ein andermal, ja?)
Nein, ich habe tatsächlich nichts gekauft, gar nichts. Aber am Ende bin ich doch kurz stehengeblieben, bei Hey lady, what do you want? Ich musste lachen. Großartige Frage, die ich mir oft selber stelle.
Wer es trotzdem nicht lassen kann: Fake Market, offiziell: Han City Fashion & Accessories Plaza, Nanjing Road West 580
April 25th, 2011 at 05:25
Also meine Belstaff Tasche aus Faketown ist der Burner…..
April 25th, 2011 at 05:51
Duch das bzw. wie ich was trage zeige ich in der Öffentlichkeit auch ein Stück meiner Persönlichkeit.
Fazit: Ich kann meine Kleidungsstücke oder Taschen länger tragen als andere, denn auch wenn der Hype um eine Marke vorbei ist (man denke an Ed H**dy) trage ich meine Sachen noch gerne
April 25th, 2011 at 06:32
Und so ein Fake kann dann ganz schön teuer werden. Wer mit einer Faketasche in Frankreich am Zoll erwischt wird zahlt als Strafe was das Original in Frankreich kosten würde. Die Franzosen haben da nämlich kein Humorgen was Fakes angeht. Die sind nämlich der Meinung, dass durch die Fakes der französischen Handtaschenindustrie ganz viel Geld verloren geht.
Also lieber keine gefakten LV Taschen und co kaufen.
Gruss Bettina
April 25th, 2011 at 08:29
Ich laufe ja grundsätzlich nicht Werbung für irgendeine Marke, schon gar nicht wenn ich das auch noch teuer bezahlen soll, also kommen all die “Statussymbole” mal per se nicht in meinen Schrank. Was keine Absage an “Marken” ist, meine Anna Molinari/Blumarine oder Max Mara-Sachen liebe ich heiss, und ich weiss warum. Aber da steht’s nicht aussen drauf oder ist am Muster zu erkennen
Die Ironie der wilden Mischung verschiedener Labels in einer Tasche ist wohl weder den Herstellern noch den Käufern bewusst, schade, weil das finde ich dann schon sehr witzig.
April 25th, 2011 at 10:00
Mein 14-Jähriger hat sich bei einem Kurztrip im Winter in die Türkei mit Fake-Fußballtrikots eingedeckt, was hier 40-60 kostet, hat er da in Original-Qualität für 5-10 bekommen, der hat so gestrahlt, und die Freude ist durchaus nachhaltig, es hängen jetzt hier im Flur ca. 25 Top-Trikots von Messi über Robben über Casillas, Schweini etc., (alles in doppelter Ausführung; Liga und Nationalmannschaft), alles was das Kinder-Herz begehrt. Das Glücksgefühl ist riesig, trotz Fake. Und ich muss jedesmal grinsen, wenn ich an der Sammlung vorbeilaufe. Wir haben uns auch gleich überlegt , wer hat denn demnächst Geburtstag, und noch als Geburtstagsgeschenk Lahm und Schweini mitgebracht. Den Kids ist es wurst, ob Fake oder nicht, soweit die Qualität dieselbe ist. In diesem speziellen Fall hatten wir dann kein Problem damit.
April 25th, 2011 at 10:13
“Über Sinn oder Unsinn von Luxuslabel im allgemeinen diskutieren wir dann ein andermal, ja?”
Is klar liebe ehemalige Vize-Chefin der cosmopolitan. Und bei der Ausmist-Aktion wurde in einigen Fällen auch nur zufälligerweise das Label erwähnt?!
Dieses Angebiedere ist unsympathisch und unglaubwürdig.
Habe es schon von einigen Lesern ihres Bloggs gehört und dann kann man es Ihnen ja auch mal mitteilen.
Schöne Grüße aus Hamburg
Martha
April 25th, 2011 at 10:26
Na ja, Martha, es gibt aber auch Menschen, die die Info über die Marke zwar nicht vorrangig, aber dennoch interessiert… Zu denen gehöre ich auch.
April 25th, 2011 at 11:36
also, was das Schild betrifft: es ist nicht komplett abgebildet, aber aus den Bruchstuecken schliesse ich, dass erstens darauf aufmerksam gemacht wird, dass die Waren dieses Marktes das Copyright verletzen. Zweitens, dass alle Waren auf diesem Maerkt auf “offiziellen” Maerkten verboten sind.
naja. Also, was mich betrifft: ich habe keine wirkliche Beziehung zu irgendwelchen Marken. Mir bedeuten die meisten Namen nichts. Trotzdem habe ich kuerzlich zu meinem Erstaunen festgestellt, dass ich einige Marken Klamotten und sogar Taschen habe! So laufe ich schon seit Jahren in Adidas Turnschuhen und trage Adidas T-Shirts und Jacken. Genauso wie ich seit fruehester Kindheit vorallem Jeans anziehe. Inzwischen weiss ich, dass Adidas eine ziemlich bekannte Marke ist. Und Levis anscheinend auch. (Ich bin halt wirklich DievomMond, da darf man das.)
April 25th, 2011 at 14:23
@martha oder lorella oder maria: seufz. Wird das Getrolle nicht allmählich langweilig?
April 25th, 2011 at 15:11
Ja, Frau W., es muss sich für Sie schon großartig anfühlen, wenn das von Ihnen Tag für Tag für Tag Geschriebene von Blog-Leserinnnen in der vorliegenden Art und Weise regelmäßig und unermüdlich beweihräuchert wird, gähn. Da darf man wohl schon mal über sich hinauswachsen dürfen, stimmts? Wenn dann mal jemand wie Martha daherkommt und Kritisches anmerkt, hat man (also ich) das Gefühl, Sie, Frau W., könnten oder wollten damit nicht umgehen. Nein, das “Getrolle” wird nicht langweilig, im Gegenteil, es gehört genauso dazu wie Weihrauch.
In diesen Sinne, so oder so, weiter so.
Lili
April 25th, 2011 at 15:14
faketown würde mich schon mal interessieren! ansonsten mag ich persönlich keine fakes und trage auch keine. ich habe gelernt zu sparen wenn ich unbedingt ein “label” auf meiner tasche brauche. es gibt auch sehr schöne taschen ohne schriftzug.
April 25th, 2011 at 15:26
Solange die kritische Masse wohlwollend ist, und nicht bösartig, ist allet jut.
April 25th, 2011 at 15:40
@Lili: Dagegen habe ich gar nichts. Mich nervt nur, wenn jemand unter verschiedenen Aliasen operiert.
April 25th, 2011 at 16:01
“Ich habe den Sinn von Fakes nie verstanden…”
Ich habe den Sinn von teuren Handtaschen nie verstanden. Außer man findet sie schick. Und schick kann eine Tasche doch auch sein, wenn sie halb X und halb Y ist. Mal Leute außen vor gelassen, die sich mit einer Marke schmücken wollen, diese aber nicht bezahlen wollen, kann ich an diesen Fakes nichts schlimmeres finden, als an übertrieben teuren Markenprodukten. Wohl eher im Gegenteil.
April 25th, 2011 at 20:45
In einer Strassenbahn in Budapest ca. 2010: Tasche in den LV typischen Braunockerfarben, Muster und Stoff a la Gucci’s, CD Logo Platte baumelte am Strick von den Griffen, in einige der Kaestchen des Grundmuster war kunstvoll D&G eingestickt und das beste, der Name: Gussace. Das oekonomische Denken der Ueberraschungsei-werbungs-geschaedigten Traegerin (gleich drei Wuensche auf einmal!) fand ich schon bemerkenswert. Soviel “Marke” pro Quadratzentimeter Handtasche, das muss ihr erstmal jemand…uhhm…ich glaube “nachmachen” ist das Wort nach dem ich hier suche
April 26th, 2011 at 06:17
Kritik ist ja an sich immer angebracht, gute wie schlechte, aber die oberen Beiträge fallen für mich noch nicht einmal in die letzte Kategorie. Frau W. macht diesen Blog für sich und andere Menschen, die ihr gerne (!) auf diesem Weg folgen bzw. sie ein Stück begleiten möchten! Sie macht immer mal wieder einen Zwischenstop, wer nicht mehr möchte, kann also jederzeit die Reise verlassen!
April 26th, 2011 at 16:32
Sehr hilfreich bei nervigen Straßenhändlern:
bu yao xie xie
Heißt angeblich: Vielen Dank, ich brauche das nicht.
Hilft übrigens tatsächlich, vielfach in Shanghai ausprobiert…
April 26th, 2011 at 16:35
@Gwen: genau, „bu yao“ war so ziemlich die erste Vokabel, die ich in Shanghai gelernt habe. Die Händler sind meist so verblüfft, dass sie gleich abdrehen.
April 27th, 2011 at 14:27
hi, Meike. einfach blocken, solche dummen Kommentare. Typisch: Neid hoch 10. Solche Frauen haben leider zuviel Zeit ihr Vitriol zu verspruehen und schlechte Laune zu verbreiten. NERV! bei Twitter gibts den praktischen Block Befehl. Geht dat bei dir nicht? Weiter viel Spass und viele wunderbare neue Erlebnisse und Eindruecke. Nur keinen China Wein mehr..