In da hood
Ich war entschlossen, die Taikang Lu blöd zu finden: ein enges Gassengewirr zwischen alten Shikumen-Häusern, in denen jetzt niedliche Boutiquen, schräge Cafés, schicke Galerien untergebracht sind. Praktisch jede Weltstadt scheint so ein altes Backsteinviertel zu haben, und in allen sind niedliche Boutiquen, schräge Cafés, schicke Galerien. Immer ist das Essen schlecht, die Kunst uninteressant und die Mode überteuert – und genau so ist es auch in der Taikang Lu. Warum ich sie dann doch mochte, hat mit dem Foto rechts zu tun. Zwischen dem schnatternden Fashionvolk, das sich durch die Gassen schiebt, sieht man auch renitente Alteinwohner, die immer noch in ihren Gemeinschaftsküchen draußen auf der Gasse kochen, ihre Wäsche an Bambusstangen über die Kauflustigen hängen (es tropft manchmal) und sich so gar nicht luxussanieren lassen wollen. Wer weiß, vielleicht sind sie vom Authentizitätbeauftragten des Viertels handgecastet worden, aber durch sie wird das Viertel zumindest nicht zu einem solchen Disneyland wie das totrenovierte Xintiandi, das ein ähnliches Konzept verfolgt.
Ansonsten: Mal wieder einer dieser wunderbaren Tage, an denen nichts Besonderes passiert, die aber genau deshalb perfekt sind, weil sie so entspannt, so heiter und anstrengungslos vor sich hin trotten. Weil einfach alles klappt. Erst zum Tee bei einer Familie aus Ingolstadt, die hier seit letztem Jahr glücklich in einem wunderschönen Longtang-Haus wohnt. Danach in die Filiale der Bank of China, in dessen Geldautomat ich gestern meine VISA-Karte* vergessen habe: kein Problem, sie wurde gefunden; eine Unterschrift und ich bekomme sie ausgehändigt. Auf dem Heimweg das Abendbrot gekauft: frisch gebackene Teigfladen, schnell zerradelt und in Tüten verkauft für rund einen Euro. Nach Hause gehen. (Und die Freude, wieder zu einem Ort „zuhause“ sagen zu können, mit Hotels will mir das einfach nicht so gut gelingen.)
* Mit Kreditkarte Geld am Automaten abheben? Ist das nicht blödsinnig teuer? Normalerweise ja, aber mit einer Karte der DKB-Bank weltweit an jedem (!) Automaten kostenlos, so eines der besten nicht-mehr-so-wohlgehüteten Weltreisenden-Geheimnisse. Noch besser: Die Summe, die ich vor der Reise als mein Budget auf das DKB-VISA-Konto eingezahlt habe, bringt bummelige 1,65 Prozent Guthaben-Zinsen, mehr als manches Tagesgeld-Konto. Ende Werbespot.
April 20th, 2011 at 14:37
darf man fragen: wieviel beträgt ihr budget für ein jahr?
April 20th, 2011 at 14:55
Mensch, das hast Du toll geschrieben: “totrenoviertes Xintiandi”! Ueberhaupt gefaellt mir dieser Post sehr gut. Und meine Kreditkarte habe ich auch schon im Automaten vergessen! Und auch mit einer Unterschrift wiederbekommen….und jetzt uebe ich dann wirklich noch Gitarre…
April 20th, 2011 at 15:49
Klasse ! Ich wünschte mir, in meinem Münchner Gärtnerplatzviertel würde es auch noch ein paar “renitente Altbewohner” geben, sie sich nicht luxussanieren lassen wollen und ihr Leben in IHREM Viertel leben könnten. Man müsste einen Aufruf starten !
April 20th, 2011 at 15:52
China klingt toll. Also, vor allem toller, als ich gedacht hätte. Ich war nur mal zwei Tage in Hong Kong und will da auch noch mal unbedingt hin, weil zwei Tage einfach zu wenig waren. Allerdings ist das natürlich verhältnismäßig touristenfreundlich mit dem ganzen britischen Einfluss und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir den Rest von China so zutrauen würde. Nach den letzten Posts find ich’s aber immer spannender.
April 20th, 2011 at 16:20
Vielen Dank für den Tipp mit der DKB-Bank – ich habe auf meinem Apfeldesktop schon eine Rubrik mit “Tipps von Meike W.”!
April 20th, 2011 at 18:31
ich habe auch ein Konto bei der DKB, die Karten habe ich damals sofort vernichtet,
danke für den Tipp, vielleicht schickt man mir eine neue Karte zu -
das müsste dann doch die VISA-Karte sein?
viele Grüße
aus dem schönen Halstenbek
April 20th, 2011 at 18:33
eine Frage noch mal, Frau Winnemuth,
welches war damals die 1 Million-Euro-Frage für Sie:
“Siggi + Barnabas” ?
April 20th, 2011 at 19:26
Ich vermisse die Wasserbilder… Tropfende Wäsche an Bambusstangen zählt auch!
April 20th, 2011 at 20:20
gibt es in shanghai eigentlich auch schöne tücher?
also ich würde gerne mal käufer ihrer tollen halstücher werden:o)))
freue mich jetzt schon auf den abschlußbericht von shangai…
lg
nico
April 20th, 2011 at 21:31
Ich fühle mich durch Ihre Berichterstattung wahnsinnig inspiriert und werde versuchen, die kleinen Sachen, die Ihnen am Wegesrand auffallen nicht zu übersehen. Für mich geht es leider nur für 5 Wochen in den Süden von Europa, aber mit meinem Zelt werde ich zumindest in jeder Stadt eine schöne Konstante haben. Beim Taschepacken hab ich mir auch etwas bei Ihnen abgeschaut: Fast nur Basics mitgenommen, die man miteinander kombinieren kann. Vielen Dank für diesen tollen Blog und gute Weiterreise im Mai. Im Juni bin ich wieder dabei
April 21st, 2011 at 00:30
mich beschäftigt immer noch meine frage beim “frühstück to go”-eintrag, was und wie es denn pastel de nata nach china verschlagen hat…?
April 21st, 2011 at 11:31
Die Gentrifizierung dieser Stadtviertel ist ätzend, aber sie trägt sicher auch -in China nicht ganz unwichtig- zum Erhalt der historischen Bausubstanz bei. Es hat eben alles zwei Seiten.
April 21st, 2011 at 13:46
ich finde die bilder wunderschön und genauso stelle ich mir auch diese gassen vor. aber eine anmerkung habe ich, wenn man ne visacard hat, dann kann man überall im ausland kostenlos geld abheben. was ungemein praktisch ist und eigenartig zugleich, weil man, wenn man das in deutschland tun würde sich dumm und dämlich bezahlt…
mach weiter so mit deiner berichterstattung. bin erst kürzlich dazu gekommen und finds toll!
April 21st, 2011 at 17:21
@pixelpu: Geldabheben. Nein, mit der Visa-Card der DKB kann man ÜBERALL auf der Welt, Deutschland eingeschlossen, an ALLEN Geldautomaten kostenfrei Geld kaufen. Furchtbar praktisch, weil man “total gar nicht” auf Banksymbole achten muss.
April 22nd, 2011 at 19:24
Bei der DKB bin ich auch und auch ich kann nur positives vom Reisen mit ihr berichten. Besser gehts nicht. Weiterhin eine gute Reise!
April 22nd, 2011 at 20:29
@Max: Nein, die Frage war „Wie lautet der zoologische Name der Brillenschlange?“ A. Aha aha, B. Naja naja, C. Oje oje, D. Soso soso.
@Holly: Die Erklärung von Shirley: Shanghai war immer eine kosmopolitische Stadt, Menschen aus allen Ländern haben hier gelebt. Davon ist halt viel hängengeblieben. Mag aber auch sein, dass die Natas aus Macao kommen, das war mal portugiesisch besetzt.
April 29th, 2011 at 12:49
Eeehhh, bei aller DKB-Begeisterung: geht “überall” auf der Welt kostenlos. Außer in der schnöden Sparkasse. Zumindest in Sachsen und Niedersachsen kriegt man vom Automaten den Finger gezeigt. Was natürlich nix aussagt über die Weltläufigkeit dieser Bundesländer.
Mai 5th, 2011 at 20:17
@ Magda: Einfach Hartnäckigkeit sein! Ich “teste” die Mecklenburgischen Sparkassen auch immer mal wieder mit meinen DKB-Kreditkarten. Das Geldabheben funktioniert nicht durchgängig, doch immer mal wieder.