Verkehrsregelung
Keine andere Stadt… Nee, so darf man nicht beginnen, denn was habe ich schon an Städten gesehen? Einen winzigen Bruchteil. Also: Was mir an Shanghai auffällt und gefällt, ist das deppenleichte Navigieren durch die Stadt. Die U-Bahn zum Beispiel macht es einem besonders einfach: Man muss nicht mühsam herausfinden, wie die Endstation der Linie heißt, um in die richtige Bahn zu steigen, sondern in jeder Station wird am entsprechenden Bahnsteig die ganze Linie angezeigt. Die Haltestellen, die die Bahn schon passiert hat, werden nebliggrau angegeben: simpel und effektiv. Direkt daneben ein Countdown, wann die nächste und die übernächste Bahn kommt, wann die erste und wann die letzte fährt.
Überirdisch wird es einem ähnlich leichtgemacht: Die Straßenschilder zeigen jeweils die Parallelstraßen und die nächste Querstraße an, man weiß wirklich immer, wo man gerade ist.
Soweit die Theorie. Die Praxis: der Mensch. Der macht die schöne Ordnung wieder zunichte. In der Bahn wird nicht gewartet, bis die Aussteigenden raus sind, sondern es wird munter reingedrängelt, was in der Hauptverkehrszeit zur Nahkampferfahrung wird. Im Straßenverkehr warten Linksabbieger nicht, bis der Geradeausverkehr durch ist, sondern fahren ebenfalls knallhart drauf los. Zebrastreifen gelten als amüsante Straßendekorationen, auch hier schaut man sich selbst an Ampeln besser dreimal um – Autos haben immer Vorfahrt.
Aus irgendeinem Grund mag ich es aber, dass die perfekte staatliche Kontrolle eben doch nicht gelingt, nicht mal in China. Der Mensch als Masse ist in der Stadt eine renitente, unsteuerbare Instanz mit eigenen Gesetzen. Gefällt mir.
April 18th, 2011 at 08:02
Mir gefällt das auch. Ist in München leider nicht möglich, hier wird zurzeit wieder Jagd gemacht auf “Radlrambos”, die angeblich schuld sind an großem Unheil; ein Leserbrief-Schreiber der AZ forderte letzte Woche sogar, die Innenstadt radlfrei zu machen. Habe schon zwei Strafzettel, weil ich auf einem 1,70 breiten Radweg, der nur in die eine Richtung befahren werden darf, in die falsche gefahren bin, auf einer Länge von 50 Meter bis zur Einbiegung in mein Haus. Hoch leben die weniger regulierten Städte.
April 18th, 2011 at 08:10
Auch das finde ich übrigens angenehmer in Hamburg. Dort haben die Polizisten so viel zu tun mit den Underdogs, dass man die Radfahrer in Ruhe lässt, jedenfalls habe ich noch nie eine Ansage bekommen dort.
April 18th, 2011 at 13:31
@ Marie: da war ich wohl zur falschen Zeit am falschen Ort – ich musste 10 Euro in HH bezahlen fuer 50 m entgegen der Fahrrichtung im Grindel, wo besonders viele Radler unterwegs sind.
April 18th, 2011 at 13:47
@susanne Und die Radlzeit fängt erst an …
April 18th, 2011 at 18:24
Naja, in München kann man auch gerne 127,50 Euro zahlen und einen Punkt in Flensburg bekommen, wenn man als Radfahrer eine rote Ampel ignoriert – und dazu gibts dann auch noch jede Menge Belehrungen.
Allerdings beachte ich nun jede Ampel und wer weiß schon, vor wieviel Unheil mich das mittlerweile bewahrt hat?
Die Rangordnung auf Chinas Straßen fand ich übrigens schon vor 20 Jahren faszinierend. Vllt. ein Zeichen der persönlichen Freiheit?
April 18th, 2011 at 22:35
Der Stärkere gewinnt, der Klügere gibt nach ?!
April 19th, 2011 at 06:27
Natürlich nicht! Aber die eher persönliche Auslegung des Straßenrechts…
April 19th, 2011 at 07:03
Frau Winnemuth, alles okay? No time no see.
April 19th, 2011 at 07:10
Long time no see
April 19th, 2011 at 10:32
Ich kann gar nicht fassen, dass der China-Monat bald schon wieder vorbei ist! Ich freue mich immer auf Deine “Learning Outcomes” am Ende des Monats und schon jetzt auf Honolulu… !
April 19th, 2011 at 11:34
also auf honolulu freue ich mich auch schon – aber über shanghai würde ich gerne auch noch mehr erfahren!
April 19th, 2011 at 19:28
Bin gerade auf Maui und lese Ihren Blog mit großer Freude und Interesse. 12 Städte in 12 Monaten- das war mein Geburtstagswunsch, mal sehen ob irgendwann was draus wird ! Wenn Sie auf Oahu sind, unbedingt Insel-Hopping mit Hawaian Airlines machen ( da kommt das Hula Feeling schon im Flieger auf ). Auf Maui mal zur Show von Willi K, ins Mulligans gehen ( der war schon Vorgigig von U2) und hat eine Bombenstimme. Und auf Kauau unbedingt zur Hanalei Bay ( wird schon im Song “Puff, the Magic Dragon”besungen , dort lebte Michael Crichton, der von Jurassic Parc.
That´s real paradise!! Auf Oahu natürlich die North Shore mit den good looking Surfer Dudes, etc. etc.
Aloha aus Maui und viel Spaß noch auf Ihrer Reise !
April 20th, 2011 at 16:05
Toll beobachtet!!! Besonders wie der Staat versucht alles zu kontrollieren aber wenn jeder aus der Reihe springt ist er machtlos.
Hast Du evtl. El Eternauta gelesen als Du in Buenos Aires warst? Dieses Comic verarbeitet diese Thema ganz wunderbar!