Adabei
Das ist doch… genau. Also, wie war das jetzt, wie kam es zu diesem Foto?
Nachmittags traf ich eine alte Freundin zum Tee, die gerade für ein Wochenende in der Stadt ist. „Komm doch heute abend einfach mit“, sagte sie, „ich lass dich auf die Gästeliste setzen.“ Ah, die Gästeliste. Ich bin lange genug in diesem Job, um zu wissen, dass Partys mit Gästeliste nicht unbedingt die besten sind, aber diese klang trotzdem lustig: der Launch von Michael Schumachers Turnschuh-Kollektion MSone. M Sone? Nein, MS one. Ah! Es handelt sich um eine auf 888 limitierte „Trilogie“ aus drei Schuhen namens Morning (weißes Straußenfußleder), Afternoon (graues Lachsleder) und Nightlife (schwarz mit Swarovski-Steinen) für 3000 Euro nebst dem auf 88 Paare limitierten Starboot aus rotem Wasserschlangenleder mit sieben goldenen Sternen (für Schumachers sieben WM-Siege) und Schnürsenkeln aus 18karätigem Gold für 5000 Euro. Die Schuhe sehen genau so aus, wie sie klingen, sind also maßgeschneidert für den chinesischen/russischen/arabischen Sammlermarkt. Wie sehr hier vor allem neureiche Chinesen anvisiert werden, sieht man an der penetranten Verwendung der chinesischen Glückszahl 8 in der Edition.
Eine der großen Freuden dieses Jahres ist es, dass ich wirklich nur zum Spaß zu so was gehe und nicht gehen muss. Deshalb habe ich richtig genossen, worüber ich sonst in der Regel die Augen verdrehe: die fusselbärtigen Hipster, die hilflos herumstehenden Hostessen, die gelangweilt auf ihre Blackberrys starrenden dressed to kill-Tussis, die gelangweilt auf ihr MacBook starrende Samantha Ronson, die auflegte (= iTunes-Mixe abspielte), der Modeblogger Bryanboy (pinkfarbene Hose, grüne Schuhe – beides Jil Sander, glaube ich –, Leo-Bademantel, Vintage-Chanel-Umhängetäschchen) – der ganze globale Party-Ennui. Kurzzusammenfassung des Abends: ein halbes Glas Champagner, ein Dim Sum-Knödel, ein Macaron, ein gutes Gespräch mit einem Erwachsenen, ein schneller Abgang um halb elf. Ich fand’s gelungen.
Schumacher startet beim Rennen morgen übrigens von Position 14. Ist aber eigentlich auch egal.
April 16th, 2011 at 17:24
Igitt, Schumacher! Und der in diesem wunderschönen, eigentlich immer geschmackssicheren Blog!
April 16th, 2011 at 17:27
Haha
April 16th, 2011 at 17:49
Nach einem anstrengendem und chaotischem Tag bin ich in meinen Sessel gesunken und… kringele mich vor Vergnügen. Danke.
April 16th, 2011 at 18:12
Nee,diesmal hätte ich mir das Lesen sparen können !
Es war eher noch Nährlösung für meine schlechte Laune.
In der Hoffnung auf Besserung ,Susanne
April 16th, 2011 at 18:42
…herrlich, dass du hingegangen bist…
April 16th, 2011 at 19:00
Das so was hässliches überhaupt jemand freiwillig produziert! mal sehen ob seine schnellen Schuhe in morgen noch nach vorne katapultieren!
April 16th, 2011 at 19:18
also mich hätte dann doch ein bisschen mehr Champagner geschlürft
April 16th, 2011 at 19:24
Ich fand Schumacher ja schon immer ein ausgesprochen unsympathisches Arschloch!
Als ich nun gelesen habe, aus was diese “Schuhe” gemacht sind, hat sich die Arschlochempfindung bei mir noch verzehnfacht!!
Was für eine geldgierige, geschmacklose und kaltherzige Hackfresse!!
Die sonstige Beschreibung dieser Party ist aber äusserst unterhaltsam und fasst so ziemlich jede Partytype zusammen, die ich auch so gar nicht abkann .
Ich wünsch dir noch einen schönen Aufenthalt in Shanghai,
liebe Grüsse,
Maïté
April 16th, 2011 at 20:39
Zu dem Tränensack-Vibrator von neulich hätte ich dann gerne den Bademantel von Bryanboy, sicher sehr chic auf dem Weg zur Mülltonne
Aber wieso nur ein halbes Glas Champagner??? Ich hätte eine halbe Flasche gebraucht!!!
April 17th, 2011 at 00:02
Was habt Ihr? Ich TRAGE solche Schuhe! Sch….. , jetzt ist mir gerade der goldene Schnürsenkel gerissen!
April 17th, 2011 at 09:02
aber harte worte für einen blog.. bißchen zurückhaltung mit den schimpfworten fände ich schön:o)
die schuhe sind allerdings wirklich extrem unschön… aber wenn man viel geld hat, muß man es für irgendeinen unsinnigen quatsch ausgeben..
nichts für ungut…
nico *meckertante*
April 17th, 2011 at 09:17
Ich habe mich königlich amüsiert, und, liebe Meike, Sie sind schuld dass ich beinahe meinen Morgen-Tee auf den Apfel geprustet hätte.
Gut dass die Schuhe limitiert sind und wir sie wahrscheinlich niemals auf den Strassen sehen müssen
April 17th, 2011 at 10:35
Also ich bin tatsächlich ein Frau ohne Schuh”tick”, vielleicht werfen deshalb diese unsäglichen Exemplare bei mir folgende Fragen auf:
1. “Läuft” man(n) Gefahr mit diesen Schuhen [Afternoon (graues Lachsleder)] von Katzen verfolgt zu werden?
2. Was kostet so´n Quatsch?
3. Gehören die Käufer nicht auf einen Schäm-dich-für-so-was-Geld-auszugeben-Index ?
April 17th, 2011 at 11:05
@silvia
punkt drei:o))) *daumenhoch*
gerade kam bei galileo big pictures einen bericht über das größte einfamilienhaus in mumbai:o) wie hier schon berichtet..
da gibt es so gar einen snowroom, wo es 365 tage im jahr schneit..
da gehört der besitzer auch in die kategorie punkt 3
April 17th, 2011 at 11:41
Ich bin fasziniert. Natürlich kriegt man am Rande mit, dass es solche Veranstaltungen gibt, vor allem wenn der Kassenarzt mal wieder nur die Bunte im Wartezimmer liegen und ein schlechtes Zeitmanagement hat. Aber dass es das wirklich gibt, so komplett sinnbefreites Theater, bei dem es eigentlich um gar nichts Reales mehr geht – das fasziniert! Es zieht ja niemand diese Schuhe an, und Schumacher macht sie auch nicht selber, und überhaupt wäre die Welt um keinen Deut ärmer, gäbe es das alles nicht. Aber irgendwo muss das Geld der Reichen ja hin, und wo kämen wir da hin, wenn sie es einfach den Armen gäben.
April 17th, 2011 at 13:37
“globale Party-Ennui”
.. mein Wort der Woche, danke
Ansonsten halt “Leben und Leben lassen”. Davon, dass ein Russe weniger solch hässliche Schuhe kauft wird auch kein Kind im Senegal satt.
April 17th, 2011 at 15:45
aber ist es nicht schön, dass man irgendwann so gelassen wird, dass man über so einen quatsch nur noch lachen kann.
April 17th, 2011 at 16:28
Über Schumacher habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Aber immerhin passt das Produkt zum Namen!
Nelly Fleckhaus
April 17th, 2011 at 16:33
lol
April 17th, 2011 at 17:03
Nelly “Flécosse” : mdr über Ihren Kommentar !
April 18th, 2011 at 02:10
diese sinnentleerten Parties sind leider ein wichtiger Bestandteil unserer globalisierten Geschaeftswelt und nahezu symptomatisch fuer das Leben der Expats in Shanghai.
April 18th, 2011 at 05:00
Wenn ich das Schumacher-Foto näher betrachte… ging da was mit der attraktiven Dame? Liebe Meike, haben Sie da etwa ein ‘Enthüllungsfoto’ in die Collage eingeschlichen? Oder hab ich einfach zu viele Krimis gesehen und Galas gelesen?
April 18th, 2011 at 05:39
sind ganz schön chic, die shanghaier chinesen! und im übrigen scheinen sich die parties genauso abzuspielen wie bei uns. kommt mir irgendwie bekannt vor.
April 18th, 2011 at 06:00
@Silke: oh no. Die Dame ist eine in Shanghai weltberühmte Schauspielerin, die wurde nur mal eben für ein Foto im VIP-Bereich neben ihn geschoben, und das war’s.
April 18th, 2011 at 07:12
“eine in Shanghai weltberühmte Schauspielerin” – ich liebe Wortspiele.
April 18th, 2011 at 15:34
Habe die Schuhe gestern im Laden in Berlin gesehen… schön ist anders…
April 20th, 2011 at 09:47
ich “muß” öfter zu derartigen veranstaltungen und frage mich manchmal, was das für menschen sind, die sich das freiwillig antun. *g*
aber aus so einer position heraus leuchtet es durchaus ein.
@nico: danke für den kommentar zu der wortwahl. ich war auch recht pikiert, so etwas hier zu lesen.