Chinesisch für Anfänger

Von diesen beiden, Jack und Emily (ich muss noch rauskriegen, warum so viele Chinesen englische Vornamen haben), habe ich mich heute am frühen Morgen und am späten Nachmittag je zwei Stunden knechten lassen. Jack hat mir Tai Chi-Unterricht auf dem Dach des URBN gegeben – da stelle ich mich anscheinend nicht so doof an. Unglaublich doof aber beim Mandarin. Ich habe mir immer etwas darauf eingebildet, einigermaßen sprachbegabt zu sein. Jetzt weiß ich: nö. Bin ich nicht. Zumindest nicht mandarinbegabt. Die Aussprache! Die Intonation! Gute Güte, was habe ich mir schon bei einfachen Sätzen wie wo ye hengao xìng rènshi ni einen abgebrochen („Freut mich, Sie kennenzulernen“). Jetzt bitte noch auf dem wo, dem ye, dem hen und dem ni einen umgekehrten accent circonflexe vorstellen, den ich nicht auf meiner Tastatur hinkriege und der eine abfallende und wieder ansteigende Intonation bedeutet, und man hat ungefähr eine Vorstellung. Intonation ist unabdingbar, weil Wörter je nach steigendem oder sinkendem Ton unterschiedliche Bedeutungen haben. Beispiel: wen (mit langgezogenem Strich, kann ich auch nicht schreiben): warm, wén: lächeln, wèn: fragen, wen mit umgekehrtem circonflexe: küssen.

Halt: das R. Das berühmte chinesische R! Von wegen, Chinesen können kein R sprechen, ich kann das nicht! Die arme Emily ließ nicht locker, als ich schon längst wimmernd in der Ecke hockte. Noch nie war ich über das Ende einer Unterrichtsstunde so froh. Es ist wie mit dem Tango: Ich bin einfach nicht dafür gemacht. Immerhin habe ich’s probiert.

20 Antworten to “Chinesisch für Anfänger”

  1. Monika Says:

    Meine Erfahrung mit den englischen Vornamen der Chinesen: Die haben gar keine, sondern chinesische. Suchen sich aber einen englischen Vornamen aus wenn sie häufiger mit Westlern zu tun haben weil es das Leben (ihres und unseres) ungeheuer vereinfacht. Nur schon damit angefangen dass es fast unmöglich für uns ist bei einem Namen wie Mai Nguy (z.B) zu wissen welches der Vor- und welches der Nachname ist, und damit Unhöflichkeiten unsererseits vorprogrammiert sind. Bei Suzie Nguy ist sofort klar was was ist. Da das Gesicht in China (Asien überhaupt, soweit ich es aus geschäftlicher Hinsicht kenne) alles ist ist es wichtig solche Stolperfallen aus dem Weg zu räumen damit den geschäftlichen Beziehungen nichts im Wege steht.

    In der ersten Stunde einer neuen (und anerkannt sauschweren) Sprache einen so langen Satz wie “wo ye hengao xìng rènshi ni” einzubauen finde ich ganz schön sportlich von Emily ;-)

  2. meike Says:

    Danke, Monika, für die Erklärung!

  3. Sonni Says:

    Ach menno! Da hab ich mich beim lesen jetzt schon gefreut dass ich ihnen mal was erklären darf, aber dann ist mir Monika schon zuvorgekommen.. .mpf
    Aber besser hätte ich es auch nicht erklären können :)
    Haben Sie das Mandarin lernen jetzt schon aufgegeben? Oder gibt es, wie auch beim Tango noch einige Versuche? Emily scheint doch eine ganz nette zu sein, sicherlich mit viel Geduld…
    Viel Spaß weiterhin

  4. petra Says:

    Höre gerade mit besonderem Interesse bei BBC Radio 2 Diskussionen über Bob Dylan in Shanghai….
    Enjoy the concert, dear Meike!

  5. Toni G. Says:

    Das erinnert mich daran, wie ich mich mal in Vietnam blamiert habe. Dort ist die Betonung ebenfalls entscheidend, es gibt sieben Tonhöhen. Im Unterschied zum Chinesischen schreibt man in Vietman mit römischen Buchstaben, allerdings spart man nicht mit diakritischen Zeichen, zu denen auch der umgekehrte Zirkumflex gehört. Nicht, dass ich Vietnamesisch sprechen würde, aber das Wort für Bahnhof kenne ich. Es heißt “ga”, verkürzt aus dem Französischen “gare”. Es steht ganz blank da, ohne weitere dekorative Strichlein.

    Als ich mich in einer Kleinstadt Zentralvietnams nach dem Bahnof erkundigte, wiederholte ich tapfer ungefähr hundertmal die Silbe “ga” und erntete nur fragende Blicke, trotz meiner Bemühungen, die Tonhöhe so zu variieren, dass ich schon irgendwann einen Treffer landen würde.

    Ich bin dann ins Schauspielfach gewechselt und habe mit rudernden Armen und “Tsch Tsch Tsch” zischend eine Dampflok imitiert (inklusive Hupe: Hüüüüüüüüüüahüüüüüü). Leider ist das Durchschnittsalter in Vietnam ca. 21, also ziemlich weit entfernt vom Zeitalter der Dampfmaschinen. Märklin hat den vietnamesischen Markt auch noch nicht erobert. Die Blicke wurden also noch viel fragender.

    Ich habe den Zug verpasst, aber ich muss wohl froh sein, dass man mich nicht eingewiesen hat. Andererseits, vor Asiaten blamiert man sich sehr angenehm, man weiß zwar, was sie über die belämmerte Langnase, die sich da zum Horst macht, denken, aber sie zeigen es nicht.

    Einen vollständigen Satz wie “Freut mich, sie kennen zu lernen” halte ich für hohe Kunst! Wenn sie diesen so rausgebracht haben, dass man sie versteht gibt es keinen Grund an ihrem Sprachtalent zu zweifeln ;-)

  6. Lisa Says:

    oh, für das Thema “Bahnhof aussprechen” braucht man gar nicht so weit fahren: Fragen Sie mal einen Schwaben und einen Badener und einen Franken, wie man das Wort “Bahnhof” ausspricht . Drei verschiedene Formen der Wandlung von “a” nach “o” vorne im Mund und hinten im Mund und in der Mitte im Mund (so viele Zeichen für die Aussprache des “a” als “o” hat die Schriftsprache gar nicht) …
    Spannend, Ihre Abenteuer in Shanghai, liebe Meike! Und SEEEEHR elegant die Thai-Chi-Haltung!

  7. Dievommond Says:

    ach was, Meike! Du bist definitiv sehr begabt fuer Chinesisch, das habe ich ja schon selber erlebt und vorallem scheint auch Emily Dich sehr zu schaetzen, sonst haette sie Dich nicht so hart rangenommen und soviel korrigiert. In China ist es eine Ehre vom Lehrer viel korrigiert zu werden. Denn diese Muehe machen sich chinesische Lehrer ausschliesslich mit den Schuelern, die sie fuer begabt halten. Wirklich!

  8. Sarah Says:

    Meistens werden die englischen Namen von den Englischlehrern in der Mittelschule ausgesucht – deswegen haben auch so viele Chinesen ähnliche englische Namen! Manchmal wird immerhin noch versucht einen Namen zu finden der ähnlich klingt wie der chinesische Vorname z.B. chin. Name: hao le –> engl. Name: Holly. Manche lassen sich auch von Prominenten inspirieren: Heidi ist inzwischen ein beliebter Name unter den Chinesen — allerdings nicht wegen der Geschichte sondern wegen Heidi Klum!

    Ich wünsche auf jeden Fall noch ganz viel Spaß mit dem Mandarin- Lernen – ich weiß es ist am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber das Durchbeißen lohnt sich auf jeden Fall und es wird einfacher mit der Zeit :)

    Viele liebe Grüße in die Ferne!!

  9. Sarah Fatima Says:

    Liebe Meike,
    bewundere Dich ob deiner Neugier auf chinesisch. ich habe das auch mal 2 Std probiert. Und klaeglich abgebrochen..versagt klingt ja noch schlimmer..

    Auch beim sonntaeglichen Dim Sum bei Jin Fong in NY, versuche ich mit Muehe Char Siu oder so aehnlich zu floeten, um meine Lieblingsdumplings Roast Pork buns heranzuwinken, eine der vielen 1000 Koestlichkeiten (was dim sum uebersetzt bedeutet).
    Es gibt bei uns auch eine Wette: Win 20 $ if you know How to make a chinese waiter smile???
    Hier sind sie naemlich so ueberarbeitet, dass sie mit steinerner Miene servieren.
    Und zu den Namen: alle Chinesen haben auch original chinesischen Namen, die sie aber fuer Fremde und oft auch unter reunden einfach ignorieren, weil sie engl Namen viel hipper finden.. Enjoy! Beneide dich.

  10. Franziska Says:

    Ni hao,

    die ersten Chinesischstunden sind hart, aber sobald man ein paar Wörter kennt, kann man sich Eselsbrücken bauen :) .

    Wenn Sie weiter mit Emily arbeiten. lassen Sie sich doch einen chinesischen Namen von ihr geben. Oft geben sich Chinesen ganz viel Mühe, eine phonetische Ähnlichkeit und wohlgesonnene Bedeutung für Ausländer zu finden.
    Das wäre doch ein hübsches souvenir aus China, was gar keinen Platz braucht :)
    (Und wenn´s doch ein bisschen “hardware” sein darf, lassen Sie sich gleich noch einen Stempel mit dem Chinesischen Namen machen :) ….)

    Hao de.
    Gute Nacht.
    Franziska

  11. Maroussia Says:

    und ich muss jeden Tag in deutsch-französichen Wörterbücher blättern um sicher zu sein dass ich alles gut verstanden habe !

  12. nelly fleckhaus Says:

    Nancy schreibt in facebook:

    lang-fing-fang -lang-fing-fang-tut-( Polizeiautodieb)
    vor 9 Stunden ·

    Um eine neue Sprache zu lernen, gibt es nur zwei ideale Bedingungen:

    1. Du bist unter zwei Jahre alt und lernst die Sprache automatisch durch ständiges Nachahmen: Versuch, Irrtum, Treffer, Lob. Genauso wie das Laufen auf zwei Beinen. Auf jeden Fall: niemals aufgeben!

    2. Du bist über zwei Jahre alt und ärgerst dich zum Zerplatzen, dass du dich nicht verständlich machen kannst. Entweder weil du etwas Konkretes zum Leben/Überleben brauchst. Z. B. Toilettenpapier ine einem Tante-Emma-Laden. Der Hygieneartikel befoindet sich nicht in deiner Sichtweite. Oder weil du deine Gedanken und Gefühle in einer spannenden Diskussion nicht ausdrücken kannst. Würdest du als einzige Ausländerin in einem kleinen (chinesischen) Dorf leben, so wäre das möglicherweise der Fall.

    Nelly Fleckhaus

  13. nelly fleckhaus Says:

    Liebe Meike,

    ich finde auch, dass es höflich ist, den eigenen Namen so umzugestalten, dass ein ausländisches Gegenüber ihn gut behalten und aussprechen kann.

    Aus meinem Nachnamen Fleckhaus wird sonst folgendes:

    Frankreich: Madame Fletschko

    Italien: Signora Fläck- ause

    USA: Ms Fläck-house

    Auch mein eigentlicher Vorname Cornelia klingt dann gewöhnungsbedürfig:

    Frankreich: Korneehl-i-ah! Das ist sehr streng.

    Italien: Kor-näääääääääääähl-ja. Muss auch nicht sein.

    USA: Kohnilja. Das erinnert mich irgendwie an das italienische Wort für Kaninchen.

    Also nennen mich meine ausländischen Schülerinnen und Schüler: Nelly. Das funktioniert in jeder Sprache.

    viele Grüße

    Nelly Fleckhaus

  14. Christian Says:

    Hallo Meike,
    bin so begeistern vom blog, ich dachte ich trag auch was bei und hab ein paar Trips fuer San Francisco. Habs einfach mal an die Mail im Impressum gemailt… hier waere es etwas lang geworden…
    Viel Spass noch!
    Christian

  15. isabo Says:

    Sprechen ist vielleicht schwieriger, aber Chinesisch Verstehen geht doch ganz gut, wenn man sich ein bisschen konzentriert: http://www.youtube.com/watch?v=iEdWpIC_WXU&feature=player_embedded

  16. nico Says:

    tolle idee mit dem namen..und dem stempel dazu:o)

    liebe grüße
    von einer stempelsammelnden nico

  17. Maroussia Says:

    Chère Cornélie Flécosse : Cornélie ist ein bei uns ein im Norden sehr bekannter Vornamen für Mädchen, gleichwertig für die Jungen ist Corneille.

    Wenn ich in den Pariser Tante Emma Laden gehe stürze ich mich lieber auf Niederegger Marzipan, Mandelpuddingpulver, Dallmayerkaffee, Lausitzergurken usw. Na, Paris ist auch nicht Shanghai.

    Bonne nuit, Cornélie-Cornélia (nur ein é, bitte !)

  18. nelly fleckhaus Says:

    Maroussia, stimmt, deshalb kingt es auch ein bißchen streng im Französischen.

  19. Aimée Says:

    Ein später Nachtrag aus Namibia: Auch hier heissen die Einheimischen Helena und Bernadette, Petrus und Immanuel – wer kann sich schon Inekela merken – oder gar Ndazilepo aussprechen?! Alle Befragten hatten in ihren Geburtsurkunden zwei Namen, einen für die Familie und einen “für die anderen”, die Schule, den Chef, die Touristen…

  20. ute Says:

    Ja, (Vor-)Namen im Ausland – das kann schon lustig werden.
    Die Lösung mit dem internationalen Zusatznamen finde ich nicht schlecht, wobei die Ausspracheversuche der landestypischen Namen und das zugehörige Amüsement auch kommunikative Brücken bilden können (vielleicht nicht in Asien).

    Die Franzosen machen aus Ute logischerweise “üt”, wenn sie meinen Namen irgendwo lesen.

    Ein Amerikaner aus Utah hat sich mal scheckig gelacht, weil es dort sowohl einen Berg als auch einen Indianerstamm namens Ute gibt. (Laut Wikipedia: “Der Name Ute bedeutet ‘Land der Sonne’ und stand Pate für den Namen des Bundesstaates Utah.” Zum Thema “Unaussprechliches”: http://de.wikipedia.org/wiki/Ute_%28Volk%29#Gruppen_der_Ute ;-) )

    Ein Australier fand meinen Namen höchst amüsant, weil “ute” die Abkürzung für “utility vehicle” ist, eine bestimmte Art von Pickup. Er nannte mich dann spaßeshalber “Auto”.

    Ich finds amüsant und bin gespannt, was mein Name noch so alles für Assoziatione auslöst…