Fest im Griff
„Wenn du nach Shanghai kommst, gehst du sofort zu Dragonfly und lässt dir eine einstündige chinesische Massage verpassen. Gefolgt von einer einstündigen Fußmassage.“ Diesen Rat gab mir jemand in Delhi mit auf den Weg, und zu so was lasse ich mich nicht lange bitten. Zumal eine chinesische Tuina-Massage so ziemlich das Härteste ist, was man sich antun kann. Ich bin kein Freund von laschem Wellness-Gestreichel, ich finde, Masseure sollen ordentlich hinlangen. Hinterher möchte ich bitte mindestens einen Muskelkater haben.
Bei Dragonfly bekommt man als erstes einen flotten Anzug verpasst, siehe links, der auch während der Massage nicht abgelegt wird. Im Gegenteil, zusätzlich wird man mit Handtüchern abgedeckt – und trotzdem fühlt man jeden einzelnen Stahlfinger des Masseurs, der sich zielsicher in die Verknotungen bohrt. Nach einer Stunde Tortur bekommt man zur Belohnung lavendelduftende heiße Handtuchrollen auf den Bauch und in den Nacken gepackt, während an den Füßen weitergearbeitet wird. Ich wankte danach raus und habe sofort eine Mitgliedschaft beantragt. Zwei-, dreimal die Woche werde ich mindestens kommen, soviel ist klar. Auch die Öffnungszeiten: spektakulär. Jeden Tag bis 2 Uhr nachts, notfalls auch länger. Man erzählte mir, dass sich mal ein gejetlagter Tourist um 1 Uhr nachts massieren ließ und dabei einschlief. Sie haben ihn einfach liegen lassen, bis er gegen 5 Uhr wieder aufwachte.
Dragonfly, verschiedene Locations, hier: Rm 213, Kerry Centre, 1515 Nanjing (W) Rd., Shanghai 200040
Mindestens genauso irre, wenn auch auf ganz andere Weise irre: der Cityshop im Shanghai Centre gegenüber. Das ist eine Supermarktkette, die sich auf heimwehkranke Expatriates eingeschossen hat. Ich habe in den Regalen neben französischem Käse und amerikanischer Erdnussbutter Ehrmann-Quark, Haribo-Gummibären und das gesamte deutsche Reinigungsprogramm entdeckt. Essig-WC-Reiniger? Echt, ist es das, was man hier am meisten vermisst?
April 3rd, 2011 at 12:42
Meine Güte, was sehen Sie so glücklich aus. So in sich ruhend. Und das nach Indien…Meinen Respekt.
April 3rd, 2011 at 13:10
Selbstverlinkung ist ja immer ein bisschen unfein, aber: ich war mal bei einer chinesischen Massage in Hamburg.
April 3rd, 2011 at 13:25
Ja, diesem Eindruck pflichte ich bei.
Entstand das Foto vor oder nach der Massage?
Massagen mehrmals pro Woche – mmmh. Klingt verlockend. Aber Vorsicht, vielleicht besteht Suchtgefahr…
April 3rd, 2011 at 13:29
Frosch-Reiniger?
Mich würde mal interessieren was der in Shanghai so kostet?
April 3rd, 2011 at 13:32
@Isabo: wunderbar! Genau so war’s, nur halt ohne Öl und mit Pyjama bei mir.
@Jule: vor der Massage. Danach hätte ich den Fotoapparat nicht mehr halten können.
April 3rd, 2011 at 14:44
Traumhaft, “lavendelduftende heiße Handtuchrollen”…
April 3rd, 2011 at 15:33
So eine Scheuermilch braucht man immer.
Ich versteh das voll und ganz!
Mari
April 3rd, 2011 at 16:19
Nun ja, wenn man schon bei einer durchsichtigen Flasche nicht erkennen kann, ob Cola oder Tee drin ist, wie soll man dann bei Putzmittel erkennen können, welche Flasche jetzt wofür gedacht ist? Das altbekannte Putzmittel zu kaufen, vereinfacht die Sache ungeheuer. (Wobei andererseits die meisten Expats Personal haben dürften, das sowas erledigt.)
April 3rd, 2011 at 16:35
So ein Massage-Abo hört sich toll an und ich bin froh, dass Sie Ihre Gelassenheit nicht irgendwo in Indien verloren haben…
April 3rd, 2011 at 18:04
super !! massage und scheuermilch. herrlich.
April 3rd, 2011 at 18:14
Und die Ricoh mit im Bild….. Ich muss in der Hinsicht jetzt wirklich mal aktiv werden! Alles Gute für die kommenden Tage – in HH regnet es heute; aber gestern war ein sonniger Traumtag.
April 3rd, 2011 at 20:24
Massage satt – muss herrlich sein.
April 4th, 2011 at 06:26
naja, zu dem City Shop ist vielleicht erwaehnenswert, dass von den etwa 30 000 Deutschen (bitte nicht boese sein, wenn ich mich in Zahlen irren sollte!), die langfristig in Shanghai leben, nur die wenigsten Chinesisch sprechen, leider. Es gibt sogar Wohnviertel, in denen fast nur Deutsche leben! Und angeblich soll es da zu gehen, wie in den Vorstadt Schrebergarten Siedlungen…Gezicke und Gezanke unter den gelangweilten Frauen..bis zum sich gegenseitig die Blumen aus den Beeten reissen..
aber das weiss ich nur vom Hoerensagen.
April 4th, 2011 at 12:33
@Dievommond: desperate housewives… Muss ich mir eigentlich mal angucken. Beim Durchschlendern des City Shops hatte ich schon einen Eindruck davon: eine genervte deutsche Mutter, die ihre quengelnden Topfschnitt-Blagen von den Süßigkeiten loseisen musste. Wie bei uns zuhause an der Supermarktkasse.
April 4th, 2011 at 15:46
Bgzl. Massage ist hier alles zu bekommen – definitiv fuer jeden etwas dabei und ab ca. 8 Euro ist man dabei…kaum zu toppen…im Dragonfly stimmt dann auch das ambiente..
Apropos Essigreiniger..schon mal laengere Zeit im Ausland gelebt? Wenn man hier mal was lesen kann, ist das super! Bei Froschreiniger weiss man wenigstens, was drin ist…ansonsten ist alles englischlesbare meistens mit einem Aufkleber unlesbar gemacht! Ueber Gummibaerchen freut man sich ueberigens immer! Gibt es nur im Cityshop und kostet auch nur das Doppelte wie in Deutschland.
April 4th, 2011 at 16:11
@Meike: wenn Du willst, zeige ich Dir so einen “Compound”… die deutsche Schule mit menschlichem Zubehoer ist einen Roman wert!
April 5th, 2011 at 02:42
@Birgit: Der Frosch-WC-Reiniger kostet hier ungerechnet etwas über fünf Euro.