Kleine Stadtführung gefällig? Fangen wir oben an:

Diesen Blick hat man aus dem gläsernen Aufzug des Westin St. Francis Hotels am Union Square. Die Aufzüge sind nicht ganz leicht zu finden, man muss am Portier vorbei in den Neubau, aber dann… aah! Ich bin gleich dreimal in den 32. Stock gefahren, die Aussicht ist unglaublich – und das Gefühl, seinen Magen fünf Stock unter sich zurückzulassen, auch.
Gottlob hatte ich gut gegessen, und zwar hier:

John’s Grill kommt zwar nur in einer einzigen Zeile in „Der Malteser Falke“ von Dashiell Hammett vor – Sam Spade aß hier Lammkoteletts –, aber das genügt, um das Restaurant zum Hauptquartier der Dashiell Hammett Society zu machen. Schon weil der Meister selbst hier öfter gegessen hat, als er noch nebenan in der Detektei Pinkerton gearbeitet hat. Im ersten Stock gibt es einen Raum mit Filmpostern und Memorabilia, darunter natürlich einer Kopie des Malteser Falken. Einer weiteren Kopie, muss man sagen, denn vor vier Jahren wurde die Original-Kopie geklaut, vermutlich von einem Fan. „Der Malteser Falke taugt nur für eine Sache: gestohlen zu werden“, schrieb der San Francisco Chronicle damals.
Das Restaurant von 1908 ist genau so, wie man sich das vorstellt: mit dunklem Holz getäfelt, mit einer ausgesprochen Steak-lastigen Speisekarte (hurra!) und mit einem netten leicht angeschickerten Journalisten namens Bruce Bellingham an der Bar, der seit 40 Jahren in der Stadt lebt („eigentlich bin ich aus New Jersey, wo Ravioli noch als Gemüse gilt“), mich fachmännisch beflirtet und anschließend zu einer Probe seiner Western-Band einlädt.
63 Ellis Street zwischen Stockton und Powell, Mo bis Sa 10-22 Uhr, So 12-22 Uhr.
Ein paar Straßen weiter, Bush Street/Ecke Burritt Alley, findet sich an einer Hausmauer dann dieses Schild (wer den „Malteser Falken“ kennt, weiß, worum es geht. Alle anderen sollten den Film schnellstens ausleihen):

Wie neulich schon beim Bullit-Straßenschild: Fiktive Personen und Ereignisse werden in dieser Stadt mindestens so ernst genommen wie tatsächliche historische Figuren.
Die Ecke um den Union Square herum ist ohnehin voller hübscher Überreste aus der Sam Spade-Ära, lauter astreine Absturzkneipen:




Dazwischen aber auch immer wieder die ganz große Oper:

Das Grand Café, das Restaurant des Monaco Hotel, ein ehemaliger Ballsaal.

Das Sir Francis Drake Hotel, oder auch: The Drake.

Die Glasdecke im Neiman Marcus-Kaufhaus.

Das Haus Nummer 450 Sutter Street ist ein typisches Ärzte- und Anwalthochhaus, aber was für ein Haus! Als ob übriggebliebene Filmkulissen aus einem Maya-Epos verbaut wurden. Besonders die silberne Decke des Foyers vor den Fahrstühlen: einfach unglaublich.

Mein Lieblingshaus in der Union Square-Gegend war aber dieses Fundstück:

1949 wurde es von Frank Lloyd Wright für den V.C. Morris Gift Shop gebaut. Die Bauherren konnten es nicht fassen, dass Wright keine Schaufenster vorgesehen hatte. Er sagte: So locken wir die Leute ins Geschäft. Schöne Idee, aber auch heute geht die Rechnung nicht richtig auf. Kaum einer traut sich in das Haus, wie der Doorman betrübt erzählt. „Dabei freuen wir uns doch, wenn die Leute reinkommen und den Raum auf sich wirken lassen.“ Den spiralförmige Aufgang im Guggenheim Museum kennt jeder, von dieser Vorstudie wissen nicht mal die Einheimischen.



Xanadu Gallery, 140 Maiden Lane
