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Glückssache

Montag, 27. Juni 2011

Ein Geheimtipp, den jeder kennt, eine Touristenfalle, aber eine niedliche: die Golden Gate Fortune Cookie Factory in einer kleinen Gasse in Chinatown. Eines von diesen Dingen, an denen man einfach nicht vorbeigehen kann, ohne einmal die Nase reingesteckt zu haben. Glückskekse sind eine kalifornische Erfindung, bis in die Neunziger kannte man sie in China gar nicht. Die Damen falten hier mit sagenhafter Geschwindigkeit Weissagungen in die noch warmen Kekse, jede schafft pro Stunde 1000. Und wie es duftet!

Golden Gate Fortune Cookie Factory, 56 Ross Alley, San Francisco, CA 94108

Pride

Montag, 27. Juni 2011

Heute war Pride Parade auf der Market Street, quasi die Leistungsschau der hiesigen LGBT (Lesben/ Schwule/ Bisexuelle/ Transgender)-Gemeinde – und ich war verblüfft. Während beim CSD auf der Hamburger Langen Reihe alles in feinstem Sonntagsstaat aufläuft (Lederchaps, Transenfummel, Silbertangas, Hundehalsbänder), uniformiert sich die San Francisco-Gemeinde in identischen T-Shirts, lässt sich identische Ballons in die Hand drücken und läuft hinter Wagen her, die von Banken, Versicherungen, Google und Virgin gesponsort sind, oder reiht sich hinter Senats- und Kongressabgeordneten ein, die gleich einen Wahlkampf aus der Nummer machen. Das heißt einerseits, dass die Bewegung in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist (toll!), andererseits, dass das Schaulaufen zu einer relativ routiniert heruntergerissenen Angelegenheit geworden ist (schade). An Prominenz lediglich Olympia Dukakis und der Sohn (Ex-Tochter) von Cher, Chaz Bono (links). Skandalisieren kann man mit dem Thema ohnehin nicht mehr, vielleicht ist deshalb die Luft ein bisschen raus. Weniger dykes on bikes, mehr Lesbenpaare mit Kinderwagen – lustig war’s trotzdem.

Trainspotting

Samstag, 25. Juni 2011

Nach den Erfahrungen der ersten sechs Monate würde ich behaupten: Fast alles, was man über eine Stadt wissen muss, kann man an ihrem Nahverkehrssystem ablesen. Sydney: Busfahrer, die Jazz-Radio hören und bei denen man sich beim Aussteigen verabschiedet. Buenos Aires: das blanke Chaos von Buslinien verschiedener Betreiber, bei denen man nie recht weiß, ob und wann und wohin sie fahren. Mumbai: qualvolle Enge in der Bahn und jede Menge achselzuckend hingenommene Todesfälle, weil die Leute notgedrungen außen am Wagen hängen. Shanghai: die Perfektion einer Bevormundungs-Organisation, mit der einem das U-Bahn-System das Mitdenken abnimmt. Honolulu: Lautsprecherdurchsage des anhaltenden Busses: „Aloha. Welcome to TheBus line number 2 going to…“

In San Francisco: Cable Cars, klar, kennt jeder. Aber auch Hybrid-Busse, die mit Bio-Diesel betrieben werden. Und der F-Train, die Straßenbahnlinie auf der Vorzeigestrecke von Fisherman’s Wharf über Embarcadero und Market Street bis ins Castro, auf der ausschließlich historische Straßenbahnwagen aus den 30er bis 50er Jahren fahren. Und zwar nicht nur aus allen möglichen Städten der USA, sondern auch aus Mailand (oben links), Hiroshima, Zürich und Porto. Liebenswert.

Thrilling

Dienstag, 21. Juni 2011

Der arme Mann in der Touristeninformation von Bodega Bay seufzt und reicht die Karte rüber. „Die Szene mit den fliehenden Kindern und dem Schulhaus wurde in Bodega gedreht, nicht in Bodega Bay. In Bodega Bay dafür die Szenen, in denen Tippi Hedren mit dem Wagen in die Stadt fährt, und der Brand auf der Tankstelle, gleich gegenüber bei The Tides.“ Die Rede ist natürlich von „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock, der das Städtchen berühmt gemacht hat und jeden Tag Hunderte von Touristen nach dem Schulhaus suchen lässt. Vermutlich ist hier schon jede Möwe fotografiert worden, stets mit leichtem Gruseln. Die Armen – was man denen alles unterstellt!

Das alte Schulhaus ist heute Privatbesitz, wie ein leicht genervter Teenager unmissverständlich klar machte. Muss nicht schön sein, ständig besichtigt zu werden.

Unerwartet idyllisch wurde es dann ein paar Meilen nördlich, im kleinen Nest Jenner. Das Café Aquatica liegt direkt an der Mündung des Russian River in den Pazifik, es serviert fabelhafte Crab Sandwiches und von der Holzterrasse aus einen Hammerblick auf den Fluss.

Café Aquatica, 10439 Highway 1, Jenner, CA 95450

Body & Soul

Dienstag, 21. Juni 2011

Also – was macht man an einem Tag, an dem man alles machen kann, wenn er in einem Jahr liegt, in dem man alles machen kann? (Und, wenn man mal darüber nachdenkt: in einem Leben, in dem man alles machen kann.) Weil mein Geburtstag auf einen Sonntag fiel, wollte ich ihn klassisch beginnen lassen: in der Kirche. Allerdings in einer nicht so klassischen Kirche: der St. John Coltrane African Orthodox Church in der Fillmore Street (danke, Hollow, altes Haus, für den Tipp), die den großen Jazzsaxophonisten John Coltrane als Heiligen verehren. Der sonntägliche Gottesdienst – ich durfte nicht fotografieren, aber die New York Times war 2007 mal da und hat Bilder gemacht – ist deshalb auch mehr Jam Session als tonloses Gebetsgemurmel. Die Gemeinde bekommt Tambourine und Rasseln in die Hand gedrückt, der Mann neben mir packt seine Posaune aus, und vorn neben der Kanzel spielen die Ministers of Sound: Archbishop Franzo King in seiner schönen lila Soutane am Tenorsaxofon, Reverend Wanika King Stephens, die Pastorin, am Bass, Brother Frederick Harris am Schlagzeug und Mother Marina King and the Sisters of Compassion singen, andere Mitspieler kommen und gehen. „This is not entertainment“, sagt die Pastorin zu Beginn, und in der Tat, es ist einer der innigsten Gottesdienste, die ich je erlebt habe, inklusive einer tränentreibend schönen zwanzigminütigen Version von Coltranes tiefspirituellem „A Love Supreme“, so ekstatisch wie das Original. Jazz kriecht immer wieder in die zweistündige Veranstaltung hinein. Während der Predigt, in der es um die geistliche Erneuerung geht und die Notwendigkeit, jeden Tag ein wenig zu sterben, um das alte Leben abzulegen, improvisiert der Pianist ein bisschen auf Coltranes Klassiker „Everytime we say goodbye“ herum, und die Jazz-Liebhaber im Publikum grinsen. Denn das Lied geht so weiter, wie Ella hier singt: „Everytime we say goodbye I die a little“.

St. John Coltrane Church, 1286 Fillmore Street, Gottesdienst Sonntag um 11.45 Uhr

Die Seele war also gut genährt, jetzt ist der Leib dran. Ich hatte einen Tisch im Sutro’s reserviert, einem Restaurant im alten Cliff House am Ocean Beach. Die Sutro Baths, 1896 eingeweiht und 1966 nach einem Brand geschlossen, waren mal das größte Schwimmbad der Welt, mit einem Süßwasser- und sechs Salzwasserpools (mit unterschiedlichen Temperaturen). Das Bad war damals eine technische Sensation, darüber gibt es sogar noch einen reizenden alten Filmschnipsel, den Thomas Alva Edison persönlich gedreht hat. Heute: eine Ruine, nur das Cliff House steht noch, wenngleich in seiner X-ten Reinkarnation.

Wie immer: ein Logenplatz für die Alleinesserin, direkt am Fenster zum Ozean. Und weil ich meinen Tischnachbarn gegenüber erwähne, dass ich Geburtstag habe, bringt der Kellner, der gut zugehört hat, am Ende ein Butterscotch Pot de Crème mit einer Kerze. Mir wird nichts mangeln.

Plus dieser Blick, zum Besoffenwerden.

Bis hierhin also schon mal ganz gut. Aber jetzt. Was ich bislang noch nicht geschafft habe, wird heute unvermeidlich: Um nach Sonoma zu kommen, ins wine country, muss ich über die Brücke. Die Brücke.

Es war mindestens ein solcher Halleluja-Moment wie am Morgen in der Kirche. Es ist bestimmt keine gute Idee, mit Tränen in den Augen und dazu durch die Windschutzscheibe fotografierend über die Golden Gate Bridge zu fahren, aber St. John Coltrane oder sonstwer war bei mir. Woran liegt es nur, dass mich Bauwerke so rühren? Ist es die Arbeit, die Tapferkeit, der Wahnsinn, die Beharrlichkeit, die immer darin stecken? Ich erinnere mich an eine Geschichte, die uns beim Besteigen der Harbour Bridge in Sydney erzählt wurde (mein Gott, vor einem halben Jahr…): wie die Arbeiter, auf schmalen Streben hoch über dem Wasser balancierend, die glühenden Niete, die ihnen über mehrere Meter Entfernung zugeworfen wurden, mit einem Eimer auffingen. Sechs Millionen Niete. Unvorstellbar, diese Arbeit. Von der Golden Gate Bridge gibt es die schöne Story, dass der letzte Niet aus puren Gold war und unter gewaltigem Presserummel eingeschlagen wurde. Nur hielt er, da Gold sehr weich ist, die starke Erhitzung nicht aus, löste sich und fiel ins Wasser. Und ward nie mehr gefunden.

Weiter, nach Sonoma. Sonoma gilt als das unschickere, unangestrengtere der beiden Weintäler nördlich von San Francisco. Also das richtige für mich. Die Fahrt dorthin: zu meiner Lieblingstageszeit, dem späten Nachmittag. In diesem faulen goldenen (nietenfarbenen) Licht, das sagt: Jetzt ist der Tag schon fast vorbei, jetzt kannst du langsam loslassen. Aber genieß dennoch die Wärme, jede Minute davon (Doktor Freud, jetzt Sie mal wieder…). Meine Reservierung im Gaige House Inn war durchs System gerutscht, trotzdem hatten sie ein Zimmer für mich. Ein großes, schönes, trotzdem billiges. „Why don’t we give her the king room?“ Yeah, why don’t you.

Glen Ellen ist der wahrscheinlich verschlafenste Ort im Sonoma Valley. Deshalb stehen Körbe mit Taschenlampen bereit für diejenigen, die abends zum Essen hinausgehen. Denn Straßenbeleuchtung: Pustekuchen. Wenn man zurückkehrt, steht dafür eine Schale mit noch warmen, frischgebackenen Keksen im Gaige House bereit. Geradezu leuchtend.

Gaige House, 13540 Arnold Drive, Glen Ellen, CA 95442

Aber vorher: ein weiterer der vielen Zufälle dieser Reise, die ich inzwischen für fast selbstverständlich halte. Die nette Rezeptionistin empfiehlt zum Abendessen das benachbarte Fig Café. Ich ziehe also mit meiner Taschenlampe los, lasse mich gern an die Bar setzen, bestelle und gucke mich um. Neben mir: eine Frau, die ebenfalls allein isst. Natürlich reden wir. Stellt sich heraus: Birgitta aus Hannover, wohnt seit 16 Jahren in San Francisco, arbeitet bei IBM, pingpongt als Softwareentwicklerin durchs ganze Land. Und. Hat. Heute. Auch. Geburtstag. Also bitte! Ich lache nur. Wie gesagt: MIr sind in diesem Jahr schon so viele Wunder begegnet, dass ich fast schon mit ihnen rechne.

Ein guter Tag, ja? Ein perfekter Tag, würde ich sagen. Halb geplant, halb eben gerade nicht. Und wieder mal sind die ungeplanten Momente so unendlich viel gelungener.

Und deshalb, weil dies so ein Jazztag war, das Motto des Tages, gespielt von Miles Davis und John Coltrane: So what. Coltrane steigt mit seinem Solo bei Minute 2:00 ein. Und circa 30 Sekunden später sieht man Miles Davis eine Zigarette rauchen, wohl wissend, dass es etwas dauern könnte.


Landpartie

Freitag, 17. Juni 2011

„Warum kommst du nicht mal raus aufs Land und guckst dir das Artists Program an?“ schlug Dale, der Sohn meines Vermieters Carl Djerassi, vor. Klar, warum nicht. Aber dann fiel mir doch die Klappe runter, und zwar gleich mehrfach. Eine knappe Stunde südlich von San Francisco liegt das Djerassi Resident Artists Programm auf einer alten Ranch, die die Familie früher zur Rinderzucht genutzt hat. Immer für einen Monat können hier Künstler aller Richtungen – Maler, Schriftsteller, Choreographen, Komponisten – in Ruhe arbeiten, für Kost und Logis ist gesorgt.

Überall auf dem 5,6 Quadratkilometer großen Grundstück haben Künstler Spuren in den Redwood-Wäldern und auf den Feldern hinterlassen, oben David Nash. Dale fuhr mich zu einigen gottverlassenen Stellen. Seltsam schön, wie diese Werke still und stumm im Wald stehen – und allmählich verschwinden. Denn das Verrotten ist Teil des Prozesses.

Abends treffen sich alle auf der Terrasse vor dem ehemaligen Ranchverwalterhaus zum Essen. An diesem Tisch sind schon viele Gemeinschaftsprojekte entstanden, heute sitzen hier eine Komponistin aus Buenos Aires, eine Dichterin aus New York, eine in Wien lebende Videokünstlerin aus Sibirien und ein Choreographenpaar aus Chicago. Großartiger Abend.

„Klar kannst du hier übernachten“, sagte Dale. Und drückte mir den Schlüssel zu Carls Haus in die Hand (er ist gerade mal wieder in Europa unterwegs), einer atemberaubend kühnen Holzhütte aus den Siebzigern, die völlig einsam zwischen Redwoods liegt. Ich glaube, ich war noch an keinem Ort, der so still ist. Ich habe geschlagene zehn Stunden geschlafen.


On top of it

Mittwoch, 15. Juni 2011

Seit Hawaii und Doris Duke habe ich eine Schwäche für meschuggene Erbinnen, und hier kommt die nächste: Von fast überall in Russian Hill kann man auf den Coit Tower im benachbarten Telegraph Hill gucken. Zu verdanken hat die Stadt ihn Lillie Hitchcock Coit, die 1851 als Siebenjährige mit ihren reichen Eltern nach San Francisco zog und dort eine obsessive Liebe zur Feuerwehr entwickelte, speziell zur Freiwilligen Feuerwehrmannschaft Knickerbocker Engine Company Number 5, die sie mal aus einem Hotelbrand gerettet hatte. Wann immer fortan ein Feuer ausbrach, war sie als Maskottchen mit dabei und feuerte ihre Mannschaft an. Angeblich hat sie sich sogar die Nummer 5 auf ihre Unterhosen sticken lassen.

Lillie muss ein ziemlich flamboyantes Leben geführt haben. Sie war zeitweise mit zwei Männern gleichzeitig verlobt, wechselte ständig ihren Verlobungsring und heiratete dann gegen den Willen ihrer Eltern einen davon, Howard Coit. Als sie einmal gern einen Boxkampf sehen wollte, zu dem Frauen damals noch nicht zugelassen waren, ließ sie einen Preiskampf in einem Hotelzimmer ausrichten und schaute ihn von einem Tisch herab an. „Bis zum K.O.!“ verlangte sie. Sie trieb sich, als Mann verkleidet, in Spielhöllen herum, rauchte Zigarre und floh schließlich, als ein Verwandter versuchte, sie zu erschießen (sie hatte sich geweigert, ihm ihre Finanzverwaltung zu übertragen), und dabei einen Unschuldigen tötete, nach Paris, wo sie am Hof von Napoleon III. lebte. 1923 kehrte sie nach San Francisco zurück, wo sie 1929 mit 88 starb. Der Coit Tower wurde mithilfe von 100.000 Dollar gebaut, die sie der Stadt vermachte. Bis heute heißt es in der Stadt, er sehe aus wie eine Feuerwehrspritze, aber der Architekt hat die Inspiration immer bestritten.

Rund um den Coit Tower liegt einer der schönsten Stadtteile von San Francisco, Telegraph Hill. Hier leben wilde Papageien in den steilen Gärten (darüber gibt es auch einen Dokumentarfilm), die Häuser erreicht man nur über steile Treppen, einige über geplankte Holzwege. Es ist völlig verwunschen hier oben, ein Ort, der meilenweit von allem entfernt zu sein scheint und doch mitten in der Stadt liegt. In der Napier Lane 15 steht übrigens ein kleines Cottage zum Verkauf, genau die richtige Größe, mit Blick auf die Bay. Sonntag habe ich Geburtstag, falls also noch jemand…

Als ich unten wieder auf dem Boden angekommen war, fuhr gerade ein Feuerwehrauto am Sentinel Building in der Columbus Avenue vorbei, dem Sitz der Filmproduktionsfirma von Francis Ford Coppola. Ich empfand das als Aufforderung von Lillie Coit, vor dem schönen Café Zoetrope auf der Stelle eine Pizza zu essen und zwei Glas Malbec zu trinken. Ich habe gelernt, auf die Signale zu hören.

Überhaupt: Vielleicht entwickelt man beim Reisen eine besondere Aufmerksamkeit für die geheimen Fäden, die zwischen den Orten gesponnen sind, aber wenn mir Leitmotive wie Feuerwehr (neulich in Hawaii, letzte Woche hier in SF) oder Francis Ford Coppola hartnäckig immer wieder begegnen, dann beglückt mich das auf ganz seltsame Weise. Ich habe neulich ja schon mal vom Reisenden als Zusammenhangmaschine geschrieben, und das wird immer wahrer, je länger es dauert.

Café Zoetrope, 916 Kearny Street, Mo-Fr 11-22 Uhr, Sa 12-22 Uhr, So 12-21 Uhr.

Sonntagabend

Dienstag, 14. Juni 2011

Dööööööööörk! Sportgucken ist schöner in der Kneipe, besonders wenn es um die NBA Finals geht, die entscheidenden Spiele der US-Basketballliga. Genauer: das entscheidende Spiel, denn an diesem Abend könnten die Dallas Mavericks mit Dirk Nowitzki alles klar machen. Und sie haben es klar gemacht. Und ich habe geschrien, und mir wurde ein Bier ausgegeben und krachend auf die Schulter gehauen, weil Dirk und ich als Deutsche ja sozusagen verwandt sind.

Sonntagnachmittag

Dienstag, 14. Juni 2011

Das war lustig und traurig zugleich: Straßenfest in The Haight, der alten Hippie-Hochburg. Viele alte Recken in Batik, Stände mit Che Guevara-Babystramplern und Peacezeichen-Ohrringen, ein rührend tapferer kleiner Infostand der Grünen, die hier noch Exotenstatus haben und selbstgebastelte Schilder vor sich hertragen, wahnsinnig viele Kiffer natürlich und dazwischen Polizisten, die entspannt in die andere Richtung guckten und hin und wieder etwas tiefer einatmeten. Die Gegend um die berühmte Kreuzung Haight/Ashbury ist eine Art Hippie-Disneyland, die Häuser der einstigen Helden Schatzkästlein, in denen inzwischen Dotcom-Millionäre wohnen. Unten links die Wohnung von Janis Joplin (112 Lyon Street, im ersten Stock, mit dem halbrunden Balkon), daneben das Haus von Grateful Dead (710 Ashbury Street), darunter die prächtige Villa von Jefferson Airplane (2400 Fulton Street). Those were the days.

Samstagmorgen

Montag, 13. Juni 2011

Der samstägliche Farmers Market hinter dem Ferry Building ist einer der schönstgelegenen Wochenmärkte, die ich je gesehen habe: direkt an der Bucht, mit Blick auf die Bay Bridge. Besser kann man ein Wochenende nicht beginnen: Man kauft sich ein paar Tüten Gesundes und hinterher einen Cheeseburger aus dry-aged beef/Weidehaltung von der Lucky Dog Ranch auf einem buttrigen Sesam-Frühlingszwiebel-Brötchen, den man dann auf einer Bank mit Blick auf die Brücke und Untermalung durch den freundlichen Klarinettisten nebenan isst. Wenn man dann immer noch Hunger hat, begibt man sich ins Ferry Building selbst, wo es eine äußerst gefährliche Mischung aus Marktständen, Restaurants und Kochbedarfsgeschäften gibt. Die einen ziehen sich zu diesem Zweck was an, die anderen nicht.