
„Ich hatte einen alten hölzernen Wandschirm, bemalt mit Figuren von Chinesen, Sultanen und Negern mit Hunden an der Leine. Er hatte seinen Platz am Kamin. Abends, wenn das Feuer hell brannte, traten die Gestalten hervor und dienten als Bilder zu Geschichten, die ich Denys erzählte. Ich schaute ihn lange an, klappte ihn zusammen und legte ihn in eine Kiste; da mochten die Gestalten sich vorerst einmal ausruhen.“
Aus dem Kapitel „Abschied von der Farm“ aus Afrika, dunkel lockende Welt. In der Übersetzung von Rudolf von Scholz
Den Paravent, von dem hier die Rede ist, findet man heute in Karen Blixens Haus in Rungsted, und wenn man davor steht, glaubt man kurz, endlich am Boden all der Sedimentschichten angekommen sind, die sich über ihr Leben gelegt haben. Die oberste, weltberühmte sind die Bilder aus „Jenseits von Afrika“: Meryl Streep als Karen Blixen, Robert Redford als Denys Finch Hatton, Kenia als Afrika, Publikumsseufzer als Soundtrack. Die Haarwaschszene! Die Beerdigungsszene! Es war alles so verdammt ergreifend.
Der Film beruhte auf gleich mehreren Büchern von Tania Blixen, wie sich Karen als Autorin nannte (in England nutzte sie einen Männer- und ihren Mädchennamen: Isak Dinesen), die Bücher wiederum auf Szenen aus ihrem Leben: Kindheit in Dänemark, Flucht aus dem Elternhaus nach Kenia, wo sie eine Kaffeefarm betrieb, die Heirat mit Bror von Blixen, der ihr Geld verjuxte und ihr die Syphilis anhängte, die Liebesaffäre mit dem Großwildjäger Denys Finch Hatton, die Rückkehr nach 17 Jahren Afrika in ihr dänisches Geburtshaus, die ersten Buchveröffentlichungen. 1962 starb sie mit 77 Jahren, ein kleines, dürres Vögelchen von 35 Kilo, begraben unter einer Buche im schönen wilden Garten hinter dem Haus. Diesseits von Afrika, aber für immer mit der Ferne verbunden.

Das Haus ist hell und freundlich. Ihr Schreibtisch steht in einem Raum mit Blick zum Meer, viele Möbel sind mit ihr nach Afrika gereist und wieder zurück. Der Paravent, aber auch der bemalte Holzstuhl mit dem Korbgeflecht, auf dem Denys Finch Hatton so gern gesessen hat.

Karen Blixen Museet, Rungsted Strandvej 111, 2960 Rungsted Kyst
