Ein bisschen Frieden
Freitag, 11. März 2011„Dear friend”, so beginnt Ghandi seinen Brief, adressiert an “Herr Hitler, Berlin, Germany”, datiert auf Juli 1939, kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs. Er habe bisher trotz der Bitten seiner Freunde nicht schreiben wollen, weil er befürchtet hatte, ein Brief werde als Impertinenz empfunden. „Es ist offensichtlich, dass Sie heute der einzige Mensch auf der Welt sind, der einen Krieg verhindern kann, der die Menschheit vielleicht in den Zustand der Barbarei zurückwirft“, appelliert er an Hitler mit Verweis auf seinen eigenen Pazifismus. „Ich erhoffe Ihre Vergebung, sollte ich mich geirrt haben. Ihr aufrichtiger Freund, M. K. Ghandi“
Der Brief hängt im kleinen Ghandi-Museum, das in seinem Wohnhaus von 1917 bis 1934 eingerichtet ist, einem schönes Holzhaus in einer ruhigen Seitenstraße mit alten Villen. Ich war hiergegangen auf der Suche nach einem Gegengift, und ich habe es gefunden. Im Haus hängen vor allem Fotos, es gibt aber auch eine Rekonstruktion seines Wohnraums und, im obersten Stock, liebevoll gebastelte Dioramen mit Szenen aus seinem Leben. Die meisten haben einen bezaubernden Augsburger Puppenkisten-Charme, zu Tränen gerührt aber hat mich die Darstellung der Todesszene von Kasturba, mit der Ghandi 62 Jahre lang verheiratet war: er im Schneidersitz, sie mit dem Kopf in seinem Schoß. Sie wurden mit sieben Jahren miteinander verlobt, bei der Hochzeit waren sie 13 und 12.
Im Erdgeschoss: die Bibliothek, eine Oase. Mumbai nimmt und gibt.
Mani Bhavan, Mahatma Gandhi Museum, 19 Laburnum Road, Mumbai, Maharashtra 400007, 022 23805864